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Meldung vom: | Verfasser/in: Philipp Kramer | IDEAS
Erste Etappe: Die Gebirgsstadt Telawi und Besuch der 9. Öffentlichen Schule
Im September reisten Vertreter:innen der Projekte Interkulturalität und Diversität erfahren durch Auslandsstudien (IDEAS) und Praxissemester im Ausland (PSA) gemeinsam zu Partnern des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Jena in Georgien. Ziel der Reise war die Festigung der Beziehungen, die Aktualisierung von Absprachen zu Praktika und Studienaufenthalten für Jenaer Studierende, im Idealfall die Akquirierung neuer Partner sowie das Kennenlernen der Gegebenheiten von Schule und Universität vor Ort.
Die erste Etappe führte die Reisegruppe direkt an den Fuß des Kaukasus: In Telawi besuchte die Jenaer Delegation die Schule Nr. 9, eine PASCH- und Deutsches-Sprachdiplom(DSD)-Schule mit langjährigen Beziehungen zur Universität Jena. Schülerinnen und Schüler der Schule zählen regelmäßig zu den besten Abiturabsolventinnen und -absolventen des Landes. Spontan wurden die Gäste aus Jena gebeten, die Deutsch-Lernenden der Klassenstufen 9-12, welche zum Ende ihrer Schullaufbahn das DSD II erwerben werden (und damit die sprachlichen Voraussetzungen für ein Studium in Deutschland), über die Studienmöglichkeiten an der Universität Jena zu informieren. Die ca. 70 Teilnehmenden zeigten großes Interesse und - mit ihren vielen konkreten Fragen -, dass sie sich bereits mit der Option eines Studiums in Deutschland auseinandergesetzt hatten. Ganz besonders interessiert waren sie an der - dank sehr guter Deutschkenntnisse zum Ende ihrer Schulzeit möglichen - Option eines Probestudiums direkt in Jena - eine Alternative zum Studienkolleg, das Absolventent:innen allgemeinbildender georgischer Schulen sonst besuchen müssten, um direkt nach dem Schulabschluss in Deutschland studieren zu können.
Auf der anschließenden Stadtführung, u.a. zu einer 900-jährigen Platane oder der im modernen Theater befindlichen alten Kirche, bewiesen die Schülerinnen und Schüler der höheren Klassenstufen ihre sehr guten Deutschkenntnisse und präsentierten dem Besuch aus Jena weitere Sehenswürdigkeiten, Schulen, aber auch den Basar ihrer Stadt, die vor allem als Hauptstadt der über Georgien hinaus geschätzten Weinregion Kachetien bekannt ist.
Zum Abschluss des Tages durften die Jenaer Besucher und Besucherinnen die sagenhafte georgische Gastfreundschaft erleben; zwei der Deutschlehrerinnen der Schule luden zum traditionellen georgischen Gastmahl, bei dem die Gäste mit einer großen Auswahl schmackhafter traditioneller Gerichte der so vielfältigen georgischen Küche verwöhnt werden: Gereicht wurden u.a. Badrijani (Auberginen gefüllt mit Wallnusspaste), Chatschapuri (mit Käse überbackenes Brot aus dem Ofen), Chinkali (georgische Teigtaschen gefüllt mit Quark oder Hackfleisch), Maisbrötchen gefüllt mit Käse, Pfirsichsaft aus dem eigenen Garten sowie selbst geernteter und gekelterter Wein.
Zweite Etappe Tbilissi: beim Goethe-Institut, bei der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) in der 21. Öffentlichen Schule und beim DAAD
Nach zwei ereignisreichen Tagen in Telawi führte die Reise weiter in die Hauptstadt Georgiens: In Tbilissi, oder Tiflis, wie die Stadt auch auf Deutsch genannt wird, traf die Jenaer Gruppe im Goethe-Institut zunächst zwei Mitarbeiter der Initiative Schulen: Partner der Zukunft (PASCH). Gemeinsam wurde besprochen, wie Praktikantinnen und Praktikanten sowie Gaststudierende aus Jena in Georgien unterstützt werden können. Darüber hinaus berichteten die Mitarbeiter des Goethe-Instituts vom Programm Deutsch lehren lernen (DLL), an dessen Konzeptualisierung auch die Universität Jena und der Bereich für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache maßgeblich beteiligt waren. Dieses Programm bildet zukünftige Deutschlehrkräfte in Georgien aus.
Zweite Station in Tbilissi war die 21. Öffentliche Schule, die ebenso wie die Schule Nr. 9 in Telawi eine langjährige Partnerschule der Universität Jena ist. Unsere Ansprechpartnerin an der Schule berichtete kurz von den inzwischen direkt vor Ort an der Schule stattfindenden Aufnahmetests verschiedener deutscher Studienkollegs - auch des Thüringer Studienkollegs in Nordhausen - und gemeinsam wurde darüber gesprochen, wie ein Praktikum an der Schule für Jenaer Lehramtsstudierende und auch die Schule noch attraktiver werden könnte. Fortgesetzt wurde dieses Gespräch mit der Vertreterin der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) in Georgien, die ebenfalls an der 21. Öffentlichen Schule ihr Büro hat. Zukünftige Schulpraktika für Jenaer Praxissemesterstudierende in ganz Georgien stellten einen zentralen Punkt im Gespräch mit der ZfA dar und stimmt uns optimistisch für die weitere Zusammenarbeit. Mit großem Interesse erfuhren wir von den zahlreichen Herausforderungen des Bildungssystems Georgiens für deren Lehrkräfte, aber über auch die zahlreichen schönen Seiten des Lehrberufs im Land am Kaukasus.
Den sehr fruchtbaren Gesprächen an der 21. Öffentlichen Schule folgte ein Besuch der Jenaer Reisegruppe an der Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), die erst vor Kurzem ihre neuen Räumlichkeiten im Gebäude der Österreichischen Botschaft bezogen hat. Von der Leitung und einer Studienberaterin wurden die Gruppe freundlich in den lichtdurchfluteten Räumen über den Dächern Tbilisis empfangen, erfuhr von aktuellen Projekten des DAADs zur Reform des Schul- und Hochschulwesens Georgiens und eventuellen Möglichkeiten der Uni Jena, sich dabei einzubringen, sowie weiteren Veranstaltungen und den (Hochschul-)Strukturen vor Ort. Im Gegenzug berichteten die ZLB-Vertreter:innen von ihren Projekten in Jena und erhielten wertvolle Hinweise auf weitere Kooperationsmöglichkeiten und -partner:innen in Georgien.
Die Deutsche Internationale Schule Tbilissi
Nach den Besuchen an nationalen georgischen Schulen führte die nächste Etappe an die am westlichen Stadtrand gelegene, noch recht junge einzügige Deutsche Internationale Schule Tbilissi, die gut mit öffentlichem Nahverkehr erreichbar ist. Die in Modulbauweise entstandene moderne Schule - vom Kindergarten bis zum Abitur - besticht durch helle, freundliche Räume, offene Leseecken, einen hohen Grad an Digitalisierung, eine große Mensa mit einem abwechslungsreichem Angebot und nicht zuletzt die nagelneue Schulturnhalle. Beeindruckend ist zudem die große Zahl an sportlichen und kreativen Arbeitsgemeinsschaften, die am Nachmittag angeboten werden.
Die Schulleitung hatte die Jenaer Delegation herzlich empfangen und zu einer ausführlichen Führung über das Schulgelände und Hospitationsmöglichkeiten in verschiedenen Klassen eingeladen. Wir ZLB-Mitarbeiter:innen bedankten uns mit einem Studieninformationstermin für die 11. und 12. Klasse, wo wir das Studium in Jena vorstellten und für einen Besuch der Online- und Präsenz-Informationstage im kommenden Mai warben. Im anschließenden Gespräch mit der Schulleitung kam es sowohl zum Austausch über die letzten Praktikumsaufenthalte von Jenaer Studierenden an der Schule, als auch die zukünftige Zusammenarbeit. Die Schule freut sich ausdrücklich auf weitere Jenaer Praktikant:innen in den kommenden Semestern: Idealerweise absolvieren die Studierenden ihr Praxissemester im Ausland in ihren beiden Fächern an der Deutschen Internationalen Schule Tbilissi (DIST), zugleich unterstützt die Schule aber auch ein Praktikumsmodell, in dem die Studierenden nach der Hälfte des Praktikums dort an eine von der ZfA vermittelten nationalen Schule wechseln, wenn sie auch den Schulalltag dort kennenlernen möchten. Alternativ wäre nach dem Praktikum an der DIST auch ein Kurzpraktikum von ein bis zwei Wochen an einer anderen georgischen Schule möglich. Zuguterletzt berichtete die Schulleitung von einem für Ende 2024 geplanten Studien- und Berufsinformationstag in Tbilissi, auf der auch Vertreter:innen (und nicht zuletzt georgische Studierende) der Uni Jena herzlich willkommen sein werden.
Die Tbilisi State University
Letzte Etappe der aufregenden Reise nach Georgien war die Tbilisis Iwane Dschawachischwilis Sachelobis Sachelmzipo Uniwersiteti oder kurz Tbilisi State University (TSU). Herr Mindadze, Professor in den Bildungswissenschaften, führte durch das Hauptgebäude und den Campus in Mitten der Stadt. Zahlreiche interessante Fakten über die Universität und ihre Geschichte konnte er mitteilen. Die TSU ist die größte Universität des Landes; sie gilt als Kind der georgischen Unabhängigkeitsbewegung und wurde 1918 in Folge derer gegründet. Die Universität Jena und die Tbilisi State University sind langjährige Partner, die bereits zahlreiche Projekte gemeinsam durchgeführt haben. Professor Mindadze hat es sich nicht nehmen lassen und so wurde nach der Uniführung noch eine kleine Stadtführung mit den wissenschaftlichen Highlights Tbilissis angeschlossen. So führte der Weg unter anderem in die Tbilisi State Academy of Art. Einst erbaut als Palast für den Persischen Händler und späteren Bürgermeister der Stadt Tiflis, Vardan Arshakuni, beheimatet das außergewöhnliche Gebäude nun die staatliche Kunstakademie. Es vereint sowohl europäische als auch orientalische Stile und ist sehr berühmt für den Spiegelsaal, welcher Staunen und Sprachlosigkeit bei den Besucherinnen und Besuchern hinterlässt. Die beindruckenden und prunkvollen Räume der Akademie waren regelmäßiger Treffpunkt für die Elite und den Adel Georgiens und sind heute die Räume der Kunststudierenden einer der ältesten Universitäten des Landes. Letzte Etappe der Führung durch die Stadt mit Professor Mindadze war die Nationalgalerie Georgiens. Stolz präsentierte uns der Hochschullehrer die Werke Niko Pirosmanis, eines georgischen Kunstmalers, der für seine Stillleben des georgischen Landlebens zur Jahrhundertwende um 1900 berühmt ist. Einst verarmt gestorben, ist er nun georgisches Kulturgut: Eines seiner Werke sowie sein Portrait zieren heute die 1 Lari Banknote.
Georgien ist ein spannendes Land, geprägt von Gastfreundschaft und der Nähe unter den Menschen. Die aufregende Geschichte Georgiens, durchzogen von Besatzungen durch verschiedene Herrscher, lässt sich auch heute noch gut in den Straßen der Städte und Dörfer erkennen. So findet man vor allem in der Hauptstadt Tbilissi orientalische, sowjetische und europäische Merkmale. Die herausfordernde Lage Georgiens als Treffpunkt zwischen Europa und Russland haben das Land zu einem Schmelztiegel der Kulturen werden lassen - es ist definitiv einen Besuch wert. Der Besuch hat das Betreuungsnetzwerk für Jenaer Studierende im Land weiter wachsen lassen und das ZLB konnte vor Ort zusätzlich neue Partner gewinnen.
Sprechen Sie uns gern auf die unterschiedlichen Möglichkeiten, einen Teil Ihres Lehramtsstudiums in Georgien zu verbringen, an - das ZLB unterstützt sie gern.