Buenos Aires, Argentinien (DAS)

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Goethe Schule, Buenos Aires, Argentinien (Spanisch/ DaF/ Geographie)

Buenos Aires

Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: März 2023 - Juli 2023 (SoSe 23) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandspraktikums

Ich habe Anfang November 2021 begonnen Schulen im spanischsprachigen Raum anzuschreiben. Einen Monat später hat mir dann die Goethe-Schule Buenos Aires geantwortet. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt noch für das Programm schulwärts des Goethe-Instituts beworben und der Schule nicht weitergeantwortet bis mir die Schule Anfang März 2022 schrieb, dass sie mir den Platz reserviert hätten und ob ich immer noch Interesse hätte. Nachdem ich Ende März immer noch keine Rückmeldung von schulwärts hatte nahm ich also den Praktikumsplatz an.

Buenos Aires hat den Vorteil, dass es nur eine Stunde Fährfahrt von Uruguay entfernt liegt, weshalb ein teures Visum nicht notwendig ist. Das Touristenvisum wird automatisch bei Einreise ausgestellt und ist dann 90 Tage gültig. Nach einem Tagestripp nach Uruguay und problemloser Wiedereinreise nach Argentinien ist das Visum dann einfach ein zweites Mal 90 Tage gültig. Ich musste auch keine weiteren Formulare, wie ein Führungszeugnis, einreichen oder brauchte Impfungen oder sonstiges.
Ich hatte das Glück ein Stipendium des DAADs zu bekommen, wo eine Krankenversicherung mit einbeschlossen war. Ein Flugticket kostet für die Hin- und Rückreise in etwa 1500€. Ich habe damals den Flug im Reisebüro gebucht, weil ich die Option auf eine Umbuchung meines Rückflugs haben wollte.

Wichtig zu wissen ist, dass Buenos Aires auf der Südhalbkugel liegt und dementsprechend der Herbst/Winter in den Monaten von März bis Juli beginnt. Bei meiner Anreise im März waren durchaus noch 37°C aber mittlerweile sind es doch nur noch 12°C. Was die Kleidung betrifft würde ich von daher sagen, ist eine bunte Mischung an Kleidung doch recht wichtig. Den Fokus würde ich aber doch auf Langarmshirts legen und ansonsten eine Strick- oder Fleecejacke mitnehmen, die man über T-Shirts drüberziehen kann, wenn nötig. Argentinien ist auch für Wanderliebhaber perfekt! Wenn du also ein Outdoor-Fan bist, solltest du also unbedingt noch deine Wanderschuhe einpacken.

Das neue Schuljahr beginnt in Argentinien nach den Sommerferien ca. am 1. März. Mir wurde damals gesagt, dass die LehrerInnen dann sehr beschäftigt mit der Organisation sind und ich lieber nicht direkt am ersten Schultag anfangen soll, sondern einige Wochen später. Daher habe ich drei Wochen später angefangen – ein anderer Praktikant jedoch zwei Wochen später und wieder eine andere war schon Mitte Februar da zu den Einführungsveranstaltungen für die LehrerInnen. Es ist also alles möglich. Von daher am besten einfach mit dem Praktikumsbetreuer sprechen.Es reicht aber auf jeden Fall 5 Tage vor Praktikumsbeginn dort zu sein um dich unter anderem an den Jetlag zu gewöhnen. Falls du noch reisen willst, wie ich damals, musst du natürlich etwas eher da sein.

Für deinen Aufenthalt in Argentinien würde ich dir empfehlen alle wichtigen Dokumente nochmal einzuscannen und in einer Cloud o. ä. zu sichern. Argentinien ist nach meinen Erfahrungen ein sicheres Land, aber vor Diebstählen kann man sich trotzdem nicht zu sicher in Buenos Aires sein. Von daher würde ich in eine Bauchtasche investieren, falls du noch keine hast, sowie in ein NFC-sicheres Portemonnaie investieren, damit deine (Kredit-) Karten nicht gehackt werden können, wie es mir passiert ist.

Zu guter Letzt würde ich dir auch empfehlen einen Spanischkurs zu machen, falls du die Sprache noch nicht kannst. Man sollte meinen, dass man in der 14 Mio. EinwohnerInnen-Metropole auch mit Englisch zurechtkommt, aber das ist eher die Seltenheit. Ein Anfängerkurs lohnt sich dafür also, auch wenn du an der Schule sehr gut ohne Spanischkenntnisse zurechtkommen wirst.

Unterkunft

Ich hatte das Glück durch meine Mitbewohnerin in Jena direkt eine Unterkunft in Buenos Aires organisieren zu können, da die Mutter ihrer Spanischdozentin hier lebt. Ansonsten sind aber alle Praktikanten meistens in AirBnBs unterkommen, wie ich es später dann auch gemacht habe. Ich würde dir empfehlen entweder in Palermo zu wohnen (dort wohnen teilweise auch andere LehrerInnen, die dich mit zu Schule nehmen können) oder in allen Stadtteilen, die nördlich von Palermo sind. Ansonsten läufst du Gefahr jeden Tag zwei Stunden hin und zurück zur Schule zu fahren. Ich wohne mittlerweile in Belgrano und kann das Viertel auch sehr empfehlen, weil es die gute Mitte zwischen der Schule und dem Stadtzentrum ist, sodass ich nachmittags auch noch etwas unternehmen kann. In der Schule gibt es aber auch einige LehrerInnen, die ebenfalls Zimmer oder Wohnungen untervermieten. Es lohnt sich also auch dort mal nachzufragen. Preislich sind die Viertel alle ähnlich und mit Jena zu vergleichen – also meistens zwischen 300€ und 400€.

Buenos Aires hat auch ein hervorragendes Busnetz. Von daher bist du, egal wo du wohnst, immer gut angebunden.
Ich hatte zu Beginn die Hoffnung in einer argentinischen WG zu wohnen, aber das ist in Argentinien nicht üblich. Die meisten wohnen so lange bei ihren Eltern wie es geht. Es gibt aber ein paar AirBnBs, die wie eine WG mit anderen Auslandsstudierenden sind. Falls du eher Lust auf eine Gastfamilie hast, kannst dich auch damit an die Schule wenden. Seit kurzem organisiert die Schule für PraktikantInnen Gastfamilien, die Kinder an der Schule haben. Dort kannst du dann meines Wissens nach kostenlos leben und unterstützt die Kinder der Familie dafür dann aber beim Deutschlernen.

Finanzen

Wie schon gesagt musst du mit einer Miete von 300€ bis 400€ rechnen – das ist dann aber auch vermutlich das teuerste. Für den Nahverkehr brauchst du eine Sube (Nahverkehrskarte), die du an den U-Bahn-Stationen bekommen und dort oder an Kiosken beliebig mit Guthaben aufladen kannst. Eine Bus- oder U-Bahnfahrt kosten im Schnitt 60 Pesos, was umgerechnet aktuell ca. 0,10€ sind. Ansonsten gibt es hier auch Uber, wofür man je nach Fahrt 1500-4000 Pesos zahlt (2,80€-7,70€). Die Lebensmittel sind hier bis auf Gemüse und Fleisch (sehr günstig) preislich ähnlich wie in Deutschland. Sehr günstig ist es hier aber essen zu gehen. für 6000 Pesos (etwas über 10€) bekommst du hier großzügige, köstliche Gerichte mit Getränk und Dessert. Ein Bier in einem Bar/Restaurant kostet ca. 1,50€ genauso wie ein Café und auch ein Cocktail kostet ungefähr nur 3,50€. Vielleicht merkt man daher schon, dass meine Freizeitbeschäftigung daher oft daraus bestand, in Cafés und Bars zu entspannen. Wer es aber etwas kultureller mag, kann sich auch darüber erfreuen, dass die meisten Attraktionen und Museen kostenlos sind und auch nur ein paar Euros kosten. In Clubs dürfen Frauen immer kostenlos, daher weiß ich nicht, wie viel Männer dafür bezahlen müssten.

Wer gerne ins Fitnessstudio gehen will, muss wissen, dass die Preise bei ca. 30€ liegen und man ein medizinisches Gutachten eines argentinischen Arztes braucht, dass man in der Lage ist, Sport zu machen. Mir persönlich, war das für 4 Monate zu aufwendig, aber es gibt auch die Möglichkeit an Sportkursen, die in einigen Parks stattfinden, teilzunehmen. Ich kann mir vorstellen, dass es in kleineren Fitnessstudios auch ohne ‚apto físico‘ möglich ist. Das müsstest du dann nachfragen. Ich habe mir einfach eine Yoga-/Fitness-Matte gekauft und darauf mit YouTube Videos Sport gemacht.

Wie schon angemerkt, habe ich das Stipendium vom DAAD bekommen, was ca. 1200€ im Monat waren + Reisekostenzuschuss + Versicherung. Damit ließ es sich auch sehr gut leben, denn du „verdienst“ damit doppelt so viel wie eine argentinische Lehrkraft. Ich kann also nur sehr empfehlen, die Zeit in die Bewerbung des Stipendiums zu stecken. Informiere dich bei KommilitonInnen, die evtl. das Stipendium damals bekommen haben, ob du ihre Bewerbung bekommen kannst. So kriegst du ein Gefühl, auf welche Punkte der DAAD wert legt.

Ich habe an der Schule keinen Nebenverdiensten genutzt und habe auch von keinem offiziellen gehört. Ich weiß aber, dass eine Kollegin und Freundin nebenbei noch beim Babysitten war.

Dir sollte auf jeden Fall die wirtschaftliche Situation in Argentinien bewusst sein: Das Land hat sehr stark mit der hohen Inflation zu kämpfen. Daher funktioniert die Bezahlung hier oft etwas anders als in Deutschland. Als AusländerIn musst du hier meistens alles in bar bezahlen, zum einen, weil man für die Kartenzahlung einen DNI (argentinische Personalausweisnummer aus einer Zahlenkombination) braucht, zum anderen aber auch, weil du sonst Gefahr läufst, starke Verluste zu machen. Auch die Miete wird meistens in bar bezahlt. Derzeit kann man das Geld auch nicht normal bei Banken abheben (bzw. wird es wegen der Verluste nicht empfohlen), sondern bei Wechselstuben wie Western Union. Andere würde ich auch nicht empfehlen, weil man auch dort schnell abgezockt wird. Viele ArgentinierInnen sind wegen dieser schwierigen Lage auch sehr darauf aus an stabilere Währungen, wie den Euro oder Dollar zu kommen.

Leben an der Schule

Bevor dein Praktikum beginnt hast du vermutlich mit dem Praktikumsbetreuer der Secundaria (bei mir war es Bernd) zu tun. Bernd ist sehr entspannt und lässt einem sehr viel Freiraum für die Gestaltung des eigenen Schulalltags. Danach habe ich mir meine Informationen und Fragen also hauptsächlich von KollegInnen aus meinen Fächern besorgt und beantworten lassen und meinen Stundenplan selber erstellt, wie ich ihn für gutbefunden habe. Meistens habe ich also zur dritten Stunde angefangen (gerade zu Beginn noch wegen der langen Fahrzeit) und bin dann bis 16.30 Uhr geblieben. Ich war zu Beginn noch sehr übermotiviert und habe mir meinen Stundenplan ganz schön vollgeschaufelt. Das habe ich dann zum Trimesterwechsel Ende Mai ein bisschen geändert. Wie gesagt, die Schule ist sehr entspannt. Ich habe mich dann also nur noch an den Vorgaben, die die Uni, hatte orientiert.

Die LehrerInnen sind alle sehr herzlich und nehmen einen gut auf. Meine MentorInnen – mit denen ich ein sehr gutes Verhältnis hatte – haben mich immer alles ausprobieren lassen. Gerade, was Feedback nach gehaltenen Unterrichtsstunden anging, war ich manchmal etwas enttäuscht, dass kaum etwas zurückkam außer, dass alles super war. Auch nach Nachfragen kam nicht wirklich differenzierteres Feedback zurück, vermutlich, weil die ArgentinierInnen für gewöhnlich nicht so direkt sind, wie die Deutschen, von denen ich dann doch ab und zu konstruktiveres Feedback bekommen habe.

Die einzelnen Jahrgänge bestehen immer aus vier Klassen mit mal 15 SchülerInnen und mal 25, was ich persönlich immer sehr angenehm fand. Die Stimmung im Kollegium ist immer sehr offen und herzlich und gerade mit meiner Deutschmentorin habe ich mich prächtig verstanden. Auch mit einer Lehrerin aus der Grundschule war ich am Ende sehr gut befreundet. Während meiner Praktikumszeit waren noch vier andere PraktikantInnen dort. Wir haben uns sehr gut verstanden und oft was in der Freizeit zusammen unternommen oder uns in der Mensa der Schule (wo man als Lehrkraft immer kostenlos essen darf!) getroffen. Meistens haben wir uns dafür auch immer abgesprochen, weil man sich in dem Schulgebäude sonst auch oft verpasst oder unabsichtlich aus dem Weg geht. Insbesondere durch die Trennung von Grundschule und Gymnasium.

Die Schule hat in jedem Klassenraum ein Whiteboard (über bestimmte Einstellungen auch mit Touch), einen Beamer, eine normale Tafel und die Kinder haben alle einen Laptop. Ich persönlich habe oft alle Mittel davon genutzt und bin auch ab und zu mit den SchülerInnen auf den Schulhof gegangen für einzelne Unterrichtssequenzen. Mehr habe ich dann auch nicht gebraucht.

Es gab kaum eine Klasse in meiner Praktikumszeit, wo ich einfach nur hospitiert habe. Jede Klasse und jede Lehrperson waren sehr offen und sehr unterstützend, wenn ich mich ausprobieren wollte. Egal, ob es nur ein Teil in der Unterrichtsstunde war, oder die gezielte Förderung einzelner SchülerInnen, im Team-Teaching oder sogar die Gestaltung einer ganzen Unterrichtseinheit – ich durfte wirklich alles machen und hätte sogar noch mehr machen dürfen. Für die Möglichkeiten war ich wirklich immer sehr dankbar und haben mich auf jeden Fall in meiner Meinung gefestigt Lehrerin werden zu wollen.

Freizeit

Buenos Aires ist eine super Stadt, was die Freizeitmöglichkeiten angeht. Was den Sport angeht, sind dir keine Grenzen gesetzt, du kannst in viele Museen gehen, in das Teatro Colón, welches eine der weltweit besten Akustiken hat (sehr zu empfehlen!). Du kannst in sämtliche Cafés und Bars gehen und wirst wahrscheinlich nie alle besuchen können. Oder aber auch zu tollen Shows wie Fuerza Bruta. Wenn du mal auf ein Konzert gehen willst, kannst du dir auch sicher sein, dass die Weltstars nach Buenos Aires kommen. Ich komme ursprünglich aus Norddeutschland und bin deshalb sehr gerne am Wasser. Obwohl Buenos Aires am Flussdelta liegt, kommt man so häufig doch nicht direkt ans Wasser. Deshalb wurde mein Lieblingsort schnell der Hafen in Olivos von dessen langem Steg man einen tollen Blick auf Buenos Aires vom Wasser aus hat. Die Promenade in Olivos bis hoch nach Martinez ist auch nicht überlaufen und es ist der perfekte Ort zum Entspannen, Lesen, Spazieren, Grillen und Mate trinken.

Wenn du die besten Empanadas essen willst, musst du zu San Carlos nach Caballito. Ich selbst liebe Kaffee, aber die ArgentinierInnen trinken doch hauptsächlich eher Mate, was man an der Kaffeequalität merkt. Wenn du also mal guten Kaffee trinken willst, gehe zu All Saints in Belgrano und gönne dir direkt noch eine der köstlichen (besten!) Zimtschnecken überhaupt. Ansonsten gibt es natürlich noch mehrere andere Cafés, wo der Kaffee auch gut ist.

Argentinien ist ein sehr vielfältiges Land! Im Norden gibt es die Wüste und den Regenwald und im Süden das wundervolle Patagonien. Ich würde alles davon jedem weiterempfehlen zu besichtigen. Ich war damals eine Woche direkt nach meiner Ankunft bevor die Schule begonnen hat in El Chaltén und El Calafate in Patagonien, weil es dort im noch Sommer mit 15°C noch warm war, sodass man es überhaupt besichtigen konnte. Im Winter ist dort alles nämlich mit Schnee und Eis bedeckt. Für ein verlängertes Wochenende ist ein Besuch bei dem weltweit größten Wasserfallsystem in Iguaçu einen Besuch wert. Argentinien ist wirklich so beeindruckend und ich habe dort Orte gesehen und Reisen gemacht, die zu den schönsten in meinem Leben gehören. Alles lässt sich einfach per Flugzeug bereisen. Wenn du Zeit hast, würde ich dir aber auch sehr den Bus ans Herz legen. Es ist nicht nur klimafreundlicher, sondern auch günstiger. Außerdem lieben ArgentinierInnen das Bus- und Autofahren und das Busnetz ist hier ganz anders ausgebaut als in Deutschland. Außerdem sind die Busse auch richtige Nachtbusse, wo du die Lehne vollständig nach hinten klappen kannst. Es hat also viele Vorteile.

Allgemein

Wenn Argentinien für eine Sache bekannt ist, dann wohl für sein Fleisch! Deshalb würde ich VeganerInnen/VegetarierInnen hiermit schon mal vorwarnen. Ich würde nicht sagen, dass es unmöglich ist, seine Ernährungsweise beizubehalten, aber es ist doch deutlich komplizierter als in anderen Ländern.
Wenn ich rückblickend eine Sache anders gemacht hätte, dann wäre es, dass ich direkt nach Belgrano, oder ein anderes Viertel nördlich von Palermo gezogen wäre. Der Verkehr ist auf Dauer doch echt anstrengend. Ansonsten war es das aber auch tatsächlich. Ich hatte eine echt tolle Zeit, sowohl an der Schule als auch in der Stadt und in Argentinien. Solltest du also überlegen nach Argentinien zu gehen, dann tue es!