Lima, Peru (DAS)

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German International School Lima, Peru (Kunst/ Deutsch)

Zeitraum: März 2023 – Juli 2023 (SoSe 2023) | Schulhomepage: HierExterner Link

Das finden einer Praktikumsschule hat sich für mich als schwerer herausgestellt, als erwartet. Begonnen hat die Suche ca. 1 1⁄2 Jahre zuvor. Für manche Schulen war dies viel zu früh, für andere viel zu spät. Nach vielen Mails, Vorstellungsgesprächen und dem ein oder anderen Gedanken aufzugeben, gab es am Ende aber drei heiße Kandidaten. Die Schule aus Peru hat am Anfang schon bekundet, dass es grundsätzlich möglich wäre, aber konnte mir erst ein halbes Jahr später wirklich zusagen und den Rahmen besprechen.

Für Peru benötigt man ein Visum, welches die Schule für einen beantragt. Es gibt dafür aber ein paar wenige Auflagen, wie beispielsweise, dass man die Flugtickets bereits im vorraus hat. Ansonsten ist die Einreise aber nicht sonderlich kompliziert. Es empfiehlt sich aber sehr, Impfungen gegen Gelbfieber und Tollwut etc. machen zu lassen, vor allem wenn man reisen möchte, denn es gibt viele Mücken und Straßenhunde, die Krankheiten übertragen können.

Ehrlich gesagt, habe ich mich in Vergleich zu anderen viel zu wenig auf meinen Aufenthalt vorbereitet, aber schon saß ich im Flieger und es ging zum ersten mal nach Südamerika. Eine vorläufige Wohnung hatte ich mir einen Tag zuvor schnell über Airbnb noch besorgt. Eine Nacht in den teureren Vierteln der Stadt kostet nur ca. 10 Euro und dadurch habe ich mich entschieden, auch für den Rest des Aufenthalts mir ein Airbnb zu buchen. Oft sind es ältere Leute, die freie Zimmer mit Bad vermieten. Ich hatte aber das Glück in einer großen WG unterzukommen, was in Peru aber eine Seltenheit darstellt. Studierende bleiben meist noch bei ihren Eltern wohnen. Es ist sicher nicht schlecht ein Zimmer nahe der Schule zu suchen, da die Busse und deren Routen nicht sehr durchsichtig sind und es keine Fahrradwege gibt um jeden Schultag von weiter anzureisen.

Die Stadtviertel in Lima sind extrem unterschiedlich und man merkt schnell auch die extremen Unterschiede, zwischen den reicheren Vierteln am Meer mit Parks, Cafes und Security-Personal an jeder Straßenecke und den ärmeren Vierteln zu den Bergen hin, die teilweise keine befestigte Straßen und Wasseranschluss haben. Auch an den Preisen im Alltag merkt man dies. Wenn man in ersterem in einen Supermarkt geht, kann man sich auf europäische Preise einstellen. Wenn man aber einen längeren Weg auf sich nimmt und auf einem der Märkte weiter weg vom Meer einkaufen geht, findet man zwischen all den schreienden Marktleuten und fahrbaren Suppenküchen das Kilo Advocado oder Mango auch schon mal für 50 Cent. Ich hatte auch das große Glück, ein Stipendium des DAAD erhalten zu können und damit mehr als gut über die Runden zu kommen. Ansonsten sollte man sich vorher ein wenig Ansparen oder Auslandsbafög beantragen, vor allem, wenn man später noch reisen möchte.

Das Praktikum ist unbezahlt, wie fast alle anderen auch, doch kann die Schule vieles andere bieten. Die Schule ist mit über 2000 Schüler*nnen sehr groß und auf zwei Campi aufgeteilt, die für Lehrkräfte mit einem Shuttlebus verbunden sind. Auf dem einen Campus befindet sich alles vom Kindergarten bis zur achten Klasse und auf dem anderen die restlichen Klassen bis zum Abitur und auch eine kleine Berufsschule. Es handelt sich um eine offizielle deutsche Auslandsschule und damit wird an dieser auch das Abitur abgenommen. Ein Vorteil der Größe ist, dass man in alle Bereiche einmal hereinschauen kann und die Lehrkräfte sind sehr aufgeschlossen für Interessierte. Wir waren insgesamt vier Praktikant*nnen (in jedem Fach wird nur eine Person aufgenommen) und haben uns wirklich sehr schnell aufgenommen gefühlt im Lehrerkollegium und haben eine große Offenheit uns gegenüber erfahren. Das Kollegium an der Schule ist ein bunter Mix aus vorübergehenden aber auch langfristig deutschen Lehrkräften, aus Peruanischen aber auch aus anderen Ländern und somit gibt es auch eine wahre Sprachenvielfalt im Lehrerzimmer. Viele der Lehrkräfte kamen auch wie wir gerade frisch aus Deutschland und mussten sich auch erst einmal einleben. Trotz der Heterogenität hatte ich aber das Gefühl, dass es einen guten Zusammenhalt gibt und schnell untereinander vernetzt und geholfen wird. Auch Freizeitangebote für Lehrkräfte (und Praktikant*innen), wie ein Chor, Fußball etc. trugen sicher dazu bei.

Auch in der Schülerschaft zeichnete sich ein ähnliches Bild. Sie setzte sich zusammen aus peruanisch, deutsch aber auch aus anderen Ländern stämmigen Schüler*innen. Die meisten sind keine Muttersprachler im Deutschen und eine Herausforderung kann hier sicher der sprachliche Aspekt sein, denn das Sprachlevel im Deutschen kann sehr variieren. Dies muss man immer im Hintergedanken mit einbeziehen und mögliche Verständnisprobleme in der Unterrichtsplanung beachten. Bei dieser erhält man aber auch immer Unterstützung und entgegenkommen, wenn man danach fragt. Allgemein war aber ein hohes Maß an Eigenständigkeit gefragt, was sehr bereichernd sein kann aber als Anfänger auch etwas überfordernd. Man muss sich trauen um Hilfe und Rat der Lehrkräfte zu bitten, die sind sehr Hilfbereit und dann klappt das auch mit den ersten eigenen Unterrichtsstunden. Fehler sind natürlich auch erlaubt und die Lehrkräfte geben gerne Feedback und Verbesserungsvorschläge.

Man hat im Praxissemester viele Möglichkeiten sich auszuprobieren auch bedingt dadurch, dass die Schule materiell gut ausgestattet ist und ich bspw. in meinem Fach Kunst einfach nach Materialen fragen konnte und diese eine Woche später da waren. Spannend ist auch die Arbeit mit den Ipads, die es für die Schülerschaft ab der neunten Klasse gibt. Diese gute Ausstattung ist auch dadurch bedingt, dass es sich um eine private Schule handelt, die ein sehr gutes Ansehen in der Stadt genießt und damit auch hohes Schulgeld verlangt. Allgemein sind viele der besten Schulen in Lima private ausländische Schulen, die oft noch höhere Gebühren verlangen. So gibt es beispielsweise auch eine amerikanische und französische Schule.

Das Praxissemester besteht aber natürlich nicht nur aus Schule und es gehört natürlich auch dazu, die Stadt und das Land zu erkunden. Lima ist mit seinen ca. 11 Millionen Einwohnern keine kleine Stadt und es gibt überall etwas zu entdecken. Wenn man kein gutes Spanisch kann, wie ich, kann es manchmal etwas schwierig sein Anschluss zu finden und anfangs auch etwas einsam, es gibt aber Treffpunkte für Austauschstudierende etc. wie Sprachcafes oder Veranstaltungen und auch über Apps und soziale Netzwerke kann man gut Leute kennenlernen.

Wenn man gerne in der Natur ist, ist man in Lima leider falsch, die Stadt liegt in einer Wüste und man braucht mind 2- 3h um aus der wuseligen Stadt mit dem Bus rauszukommen. Das einzige Grün sind künstliche Parks. Ein großer Pluspunkt stellt aber sicher das Meer und vielen Strände da, in dessen anfängerfreundlichen Wellen man gut surfen lernen kann. Viel Zeit kann man aber sicher auch damit verbringen, die vielen Viertel der Stadt zu besichtigen und die ganzen großen und kleinen Unterschiede zum deutschen Alltagsleben zu erfahren. Ein wichtiger Tipp von mir ist es aber vorsichtig in der Stadt zu sein und auf Ratschläge von Peruanern zu hören, wenn sie euch Ratschläge zum Verhalten in bestimmten Vierteln geben, dann hört auf sie und folgt ihnen.

Lima ist die Hauptstadt eines sehr vielfältigen Landes das von Wüste, über Hochgebirge bis zum Amazonasregenwald viel zu bieten hat. Sie ist wie das Land, eine Stadt der Extreme und damit muss man erstmal zurecht kommen. Es ist laut, bunt, voll und chaotisch und kann auch gefährlich sein und damit sicher mehr als nur eine Abwechslung zum beschaulichen Jena. Doch die Schule bietet einen sicheren Hafen, um all dies zu Erfahren und trotzdem ein gutes Praxissemester zu verbringen, aus dem man viel mitnimmt. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen.

Klasse Lima (WiSe 2017/18)
Klasse Lima (WiSe 2017/18)
Foto: Aus dem Erfahrungsbericht