Cuenca, Ecuador (DAS)

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Colegio Alemán Stiehle de Cuenca, Ecuador (Biologie/ Deutsch)

Cuenca 201718
Cuenca 201718
Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: September 2017 - Februar 2018 (WiSe 2017/18) | Schulinfos: hierExterner Link

Was hat Dich dazu bewogen, Dein Praxissemester im Ausland zu absolvieren?

Während meines weltwärts Freiwilligendienstes und Urlaubsaufenthalten konnte ich bereits recht gut in die ostafrikanische Lebenswirklichkeit eintauchen und wollte nun meinen Horizont erweitern und auf einem anderen Kontinent Erfahrungen sammeln. Da es im Lehramtsstudium recht schwierig ist Auslandserfahrung zu sammeln ohne in Verzug zu kommen nutze ich die Chance, die dieses studienintegrierte Praktikum bot. Außerhalb meiner Arbeitszeit freute ich mich darauf, Ecuador kennenzulernen, mich den Herausforderungen des dortigen Alltags zu stellen, ein Stück weit in die Kultur eintauchen zu können und Spanisch zu lernen. Dass ich gern an einer Deutschen Schule im Ausland oder einer Deutschen Auslandsschule und nicht an einer nationalen Schule im Ausland mein Praktikum absolvieren möchte, war mir recht früh klar, denn mit meinem Unterrichtsfach „Deutsch“ ist man an deutschen Schulen besser aufgehoben.

Warst Du gut auf das Praxissemester im Ausland vorbereitet oder gab es auch Situationen, mit denen du nicht gerechnet hast?

Insgesamt fühlte ich mich gut vorbereitet. Ich hatte passend gepackt, mir ausreichend Literatur heruntergeladen und Aufzeichnungen eingescannt. Der Spanischkurs, den ich im Vorfeld an der FSU belegt hatte, war zwar nicht sehr nachhaltig gewesen, aber an der Schule konnte ich mich schließlich auf Deutsch und im Alltag auch mit Händen und Füßen verständigen. Nach ungefähr zwei Monaten war mein Spanisch auch gut genug, um mich zu unterhalten.

Der einzige, aber dafür schwerwiegende Punkt, an dem ich offensichtlich nicht gut vorbereitet war, war mein Visum. Ich hatte entgegen eines schlechten Bauchgefühls auf die Aussage der Schule vertraut, dass ein dreimonatiges Touristenvisum ausreichend wäre und die Verlängerung vor Ort kein Problem darstellen würde. Nun Probleme gab es und weit ich musste befürchten, vorzeitig ausreisen zu müssen. Schlussendlich ist zwar alles gut ausgegangen aber den Stress und das Zittern hätte mir das Beantragen eines 180-tägigen Studentenvisums von Deutschland aus erspart.

Die Kommunikation mit den Dozenten der Begleitmodule war absolut unproblematisch und Fragen konnten mir immer schnell und zufriedenstellend beantwortet werden.

Welche für Dich bedeutende Erfahrung(en) hast Du an der Praktikumsschule gemacht?

Ich fühle mich in der Rolle einer Lehrkraft wirklich wohl. Ich schätze die Arbeit in einem Kollegium und der Austausch mit den SuS ist spannend, manchmal herausfordernd und fast immer bestärkend. Dass gerade Unterrichtsvorbereitung zeitintensiv ist, dachte ich mir bereits im Vorfeld und der Verdacht bestätigte sich. Da kommt man wohl im Referendariat und auch in den ersten Berufsjahren auch drum herum, aber wenn man nicht immer alles perfektionistisch vorbereitet und sich auch einfach mal Zeit und Raum für sich selbst nimmt, dann übersteht man auch das gut.

Was war im Gegensatz zur Deinen bisherigen Erfahrungen mit der Schulwirklichkeit in Deutschland eine echte Besonderheit an der Praktikumsschule im Ausland?

Wie jede Deutsche Schule oder Deutsche Auslandsschule ist auch meine zu einem Inklusionskonzept verpflichtet. In nahezu jeder Klasse existiert mindestens ein, oftmals mehrere Kinder mit pädagogischem und/oder sonderpädagogischem Förderbedarf. Im Gegensatz zu Schulen in Deutschland existieren jedoch keine Sonderpädagogen im Kollegium und auch keine speziell ausgebildeten Schulsozialarbeiter oder Schulpsychologen. Die Lehrkräfte müssen also stark differenzierten Unterricht mit bis zu 25 SuS ganz allein gestalten. Irgendwie klappt das auch, aber gerade der deutsche Teil des Kollegiums, der dies anders gewohnt ist, würde sich personelle Unterstützung sehr wünschen.

Welchen Mehrwert hat Dir das Praxissemester im Ausland für das Lehramtsstudium/den späteren LehrerInnenberuf sowie für Deine Persönlichkeit gebracht?

Ich habe nicht nur einen Einblick in den Alltag eines LuL allgemein erhalten, sondern im speziellen in den Alltag eines LuL an einer Deutschen Auslandsschule. Vieles läuft einfach ganz anders ab als in Deutschland. Ich persönlich empfand es als sehr bereichernd, in einem sehr internationalen Kollegium arbeiten zu dürfen und herausfordernd, mit einer so heterogenen Schülerschaft zu arbeiten (in Deutschland wird es mir wohl nun leichter fallen auf die binnendifferenzierten Bedürfnisse der SuS einzugehen).

Ich konnte mich sowohl im DaM (Deutsch als Muttersprache) als auch im DaF (Deutsch als Fremdsprache) Unterricht ausprobieren. Letzteres war auch für meine weitere Studienplanung (ab dem 7. Semester noch DaF/DaZ als Drittfach zu studieren) eine nützliche Erfahrung. Ich bin nicht nur motiviert, das Drittfachstudium in Angriff zu nehmen, sondern auch meine Motivation für mein restliches Studium insgesamt hat noch einmal einen enormen Aufschwung erhalten.

Welche Tipps gibst Du Studierenden mit auf den Weg, die noch überlegen, ob sie ihr Praxissemester im Ausland absolvieren wollen?

Ergreife diese Chance auf jeden Fall! Einmal ganz abgesehen von einer wirklich tollen Schulpraxiserfahrung, die ich in den vorherigen Punkten ausgeführt habe, wirst du außerhalb der Schule eine wirklich gute Zeit haben. Lerne ein neues Land kennen, reise, schließe Bekanntschaften und Freundschaften mit Menschen aus der ganzen Welt, verbringe Weihnachten am Strand oder mit Pinguinen, entdecke dein neues Lieblingsessen oder eine völlig andere Partykultur… Du hast keinerlei Nachteile für dein Studium oder dein Referendariat und für deine Berufschancen hat eine solche Erfahrung nur Vorteile.

Also Tipp #1: Entscheide dich FÜR ein Praxissemester im Ausland.

Tipp #2: Schreibe dir wichtige Daten und Informationen auf – nein, man kann sich nach 4 Monaten nicht mehr daran erinnern, was der Fachdidaktik Dozent gesagt hat.

Tipp #3: Bewirb dich für ein Stipendium – die Chancen sind besser als du denkst.

Tipp #4: Mach dir nicht so viele Gedanken. Das wird schon alles. Nur dein Visum, das solltest du vorher abgeklärt haben.