Zeitraum: September 2022 - Januar 2023 (WiSe 2022/23) | Schulinfos: hierExterner Link
Vorbereitung des Auslandspraktikums
Die Kontaktaufnahme mit der Schule erfolgte in meinem Fall schon relativ früh. Ich habe meine Bewerbung Anfang September des Vorjahres an die Schule gesendet und innerhalb einer Woche eine Zusage erhalten. Dabei lief alles unkompliziert ab, ich habe die Bewerbungsunterlagen versendet, welche die Schule in ihrem Steckbrief auf der Seite des PSA gefordert hat.
Auch wenn Tiflis nicht allgemein besonders exotisch scheint, so waren doch einige Vorbereitungen vor dem Auslandsaufenthalt notwendig. Ein Visum wird nicht benötigt, allerdings ist die Einreise mit einem Reisepass absolut empfehlenswert, da man sonst aus Georgien heraus andere Reisen (wie beispielsweise nach Armenien) nicht unternehmen kann. Besondere Impfungen sind zwar nicht vorgeschrieben, empfohlen werden aber Hepatitis B, Tollwut und eventuell auch Meningokokken. Das Auswärtige Amt bietet dabei gute Anhaltspunkte, am Ende muss man aber für sich selber entscheiden (insbesondere auf den persönlichen Gesundheitszustand bezogen), welche Impfungen Sinn ergeben. Tipp: Die meisten Krankenkassen erstatten die Impfungen zu 100%, da es sich um Reiseschutzimpfungen handelt. Ich selber habe noch den internationalen Studierendenausweis beantragt. Dies war sehr unkompliziert und verhilft einem in Tiflis zu einigen Vergünstigungen. Ein polizeiliches Führungszeugnis hatte ich bereits, ob dies benötigt wird, ist mir nicht bekannt. Auch vor Ort in Tiflis verläuft alles ziemlich unkompliziert, anmelden muss man sich nicht.
Ich habe eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen, und zwar bei der ERGO. Diese war spezifisch auf langfristige Auslandsaufenthalte ausgelegt und hat mich (mit Vorerkrankungen) für das halbe Jahr ungefähr 250 Euro gekostet.
Die Anreise ist im Allgemeinen auch unkompliziert. Lufthansa fliegt jeden Tag einmal nonstop von München bis Tiflis. Das Ungünstige ist nur die Ankunftszeit in Tiflis (4 Uhr Morgens). Mit Flügen von anderen Flughäfen habe ich keine Erfahrungen. Fliegt man Economy so belaufen sich die Kosten für Hin- und Rückflug (wenn man rechtzeitig bucht) auf ungefähr 350 Euro. Ich habe die Flugtickets damals direkt über Lufthansa gebucht und hatte keinerlei Probleme.
Ich bin im Sommer mit 40°C angereist und im Winter bei Temperaturen bis -3°C abgereist. Eine Bandbreite an unterschiedlich warmer Kleidung ist daher auf jeden Fall zu empfehlen. Im allgemeinen ist der Winter in Tbilissi etwas wärmer und sonniger als in Deutschland. In den Bergen ist wärmere Kleidung auf jeden Fall notwendig. Man kann sich dafür aber auch in den vielen Second-Hand-Läden Georgiens ausstatten.
Nach dem Sommer beginnt das Schuljahr am 1 September, ich bin damals ungefähr zwei Wochen vorher angereist. Ich denke aber das eine Woche auch ausreicht.
Adapter oder andere spezielle Dinge werden in Georgien nicht benötigt. Ich würde empfehlen Körperpflegeprodukte aus Deutschland mitzunehmen, auf welche man nicht verzichten möchte, ebenso wie Frauenhygieneartikel und eventuell vegetarische/vegane Ersatzprodukte (die, die sich transportieren lassen). Man bekommt in Tiflis zwar so gut wie alle Artikel (Körperpflege etc. – allerdings sind diese sehr teuer, da so gut wie alles importiert wird).
Ich habe mir für die Uni vor dem Flug keine Dokumente mehr eingescannt, ich habe den VPN Client der Uni verwendet für Recherchen und hatte für eine Hausarbeit ein Fachdidaktik Buch dabei.
Die Kommunikation in Tiflis oder Georgien allgemein kann auf drei Wegen erfolgen. Auf Englisch, Russisch oder Georgisch. Ich habe vor der Abreise an der Uni einen Georgischkurs belegt, dieser ist allerdings sehr komplex und zeitaufwändig. Da ich schon Russisch konnte, habe ich mich dann folglich eher darauf konzentriert. Vor Ort schnappt man nach und nach ein wenig Georgisch auf, mit welchem man doch ganz gut weiterkommt. Viele junge Leute sprechen auch Englisch. Meiner Erfahrung nach dominiert Russisch gegenüber Englisch aber doch, auch in der jüngeren Generation. Man kann an der deutschen Schule in Tiflis sicherlich auch anfragen, ob man sich in den Georgischunterricht für Nicht- Muttersprachler reinsetzen darf, wenn dies die Kapazitäten zulassen. Ich persönlich habe mir vor Ort noch eine Russischlehrerin gesucht und dort jede Woche Einzelstunden genommen.
Ich schlage vor, während des Aufenthalts einen Online Sprachkurs zu belegen. Ich würde auch empfehlen das Alphabet oder einen Sprachkurs bereits vor Abflug zu absolvieren. Die Sprache ist schwer. Mehr als ein paar Wörter und einfache Sätze kann ich nicht. Für den Alltag reicht das aber vollkommen aus. Freund*innen von mir haben teilweise nicht mal das Alphabet beherrscht und sind trotzdem gut zurechtgekommen. Mit Englisch kann man in der Stadt mit den meisten jungen Menschen okay kommunizieren. Im ländlichen Raum wird es schwieriger. Russisch ist hier die Fremdsprache mit der man am weitesten kommt.
Unterkunft
Ich bin während des Praxissemesters einmal umgezogen. Die erste Wohnung, wie auch die zweite Wohnung habe ich über airbnb gefunden und gebucht. Die erste Wohnung stellte sich als nicht wirklich ideal heraus. Als ich umgezogen bin nach knapp zwei Monaten, war es extrem schwierig etwas Bezahlbares zum Wohnen zu finden (Wohnraum ist momentan in Tiflis ein extrem großes Problem). Wohnungen finden kann man auf mehreren Wegen. Airbnb oder booking.com sind für den Anfang sicherlich keine schlechte Idee. Vor Ort kann man auch versuchen etwas über Kontakte zu finden oder über Myhome.ge, wie auch Facebookgruppen. Das Problem bei georgischen Immobilienportalen, ist die angegebene Mindestmietdauer, welche man mit dem Praxissemester nicht erreicht.
Finanzen
Man muss in Georgien und insbesondere in Tiflis mit ähnlichen Lebenshaltungskosten rechnen wie in Deutschland. Die Mieten und Lebensmittelpreise sind enorm gestiegen. Geld sparen kann man bei Lebensmitteln vor allem, wenn man Obst und Gemüse auf dem Bazar einkaufen geht und nicht im Supermarkt. Der öffentliche Verkehr ist im Vergleich zu Deutschland allerdings sehr erschwinglich und zuverlässig. Bei der Freizeitgestaltung kommt es darauf an, was man plant. Ausflüge (vor allem über organisierte Gruppen) sind ein toller Weg, um Kontakte zu knüpfen und für einen fairen Preis das Land kennenzulernen (Mein Tipp: Weekend Travelers Georgia- bei Facebook und eigene Website und Gamarjoba Tours- eigene Website).
Ich habe eine finanzielle Förderung durch Erasmus+ICM bekommen. Dabei hat es sich um eine Sonderausschreibung für ein Stipendium für Ländern in Osteuropa und dem Kaukasus gehandelt. Alternativ könnte man sich auch beim DAAD bewerben oder bei Schulwaerts. Ich habe mich damals bei Erasmus und beim DAAD beworben und wurde schließlich bei ersterem angenommen. Es ist sicherlich auch nie verkehrt, etwas Erspartes zu haben. Insbesondere für unerwartete Situationen, beziehungsweise Ausgaben und die erste Zeit bis das Stipendium zum ersten Mal ausgezahlt wird. Die Fördersumme hat mit Kindergeld plus Erspartem meine Kosten gut gedeckt.
Es mag vor Ort sicherlich Möglichkeiten geben, sich Geld dazuzuverdienen. An der Schule speziell habe ich davon nichts mitbekommen. Allerdings werden häufig privat Deutschlehrer wie auch Englischlehrer gesucht, manchmal auch Musiklehrer. Die Gesuche werden häufig in Facebookgruppen geteilt (meine Empfehlung: Expats in Tbilisi).
Wichtig zu beachten ist bei den Finanzen, dass man sich rechtzeitig auf die Stipendien bewirbt und sich unbedingt auf mehrere Fördermöglichkeiten bewirbt, damit man im Fall einer Absage noch eine zweite Möglichkeit hat. Bei Erasmus darauf achten, dass man nach der Anreise und auch nach der Abreise bestimmte Unterschriften benötigt und Formulare einreichen muss, damit es keine Probleme mit den Zahlungen gibt, auch im Nachhinein.
Leben an der Schule
Direkt nach den Sommerferien gibt es Vorbereitungstage, an denen auch die Praktikanten teilnehmen können und für die Einführung ganz hilfreich scheinen. Aber auch so lebt man sich schnell an der Schule ein. Insbesondere durch die Übersichtlichkeit der Schule. Man hat an der Schule einen Betreuer oder eine Betreuerin (Mentoren). Meiner Erfahrung nach sind alle Lehrkräfte aber sehr lieb und offen und helfen bei Fragen oder Problemen immer gern. Für die Praktikanten direkt zuständig ist die stellvertretende Schulleiterin.
Neben den Mentor*innen stehen dir auch alle anderen Lehrer*innen für Fragen und Hilfestellungen zur Verfügung. Du kannst problemlos bei anderen Lehrkäften hospitieren und auch in die Grundschule und den Kindergarten schnuppern.
Die erste Stunde beginnt 8:55 Uhr und die letzte Stunde endet um 17:15 Uhr. Mein Arbeitstag ging in der Regel sechs bis sieben Unterrichtsstunden und endete spätestens 15:30 Uhr. In der Mittagspause steht den Praktikant*innen nicht mehr ein kostenloses Mittagessen zur Verfügung. Für 7 GEL kannst du dir ein Mittagessen holen. Für Vegetarier*innen ist es nicht geeignet, da es fast nur Fleisch gibt.
Die Deutsche Internationale Schule ist eine vergleichsweise kleine und übersichtliche Auslandsschule. Die Klassenstärke ist pro Jahrgang sehr unterschiedlich. Die Schule hat Schüler*innen von der 1. bis zur 12. Klasse. Es lernen insgesamt 205 Schüler*innen unterschiedlicher Nationen miteinander. Während meiner Zeit an der Schule habe ich Klassenstärken von 12 SuS bis hin zu 23 SuS erlebt.Die Atmosphäre im Kollegium war vom ersten Tag an sehr familiär und freundlich und man hat sich sofort wohl gefühlt. Auch der Kontakt mit anderen Praktikanten kam nie zu kurz und wir haben uns auch regelmäßig nach der Schule privat getroffen und etwas unternommen.
Die Schule hat begonnen, komplett mit iPads zu arbeiten. Jede Lehrkraft hat ein eigenes iPad. Auch als Praktikant ist es möglich, leihweise ein iPad für die Praktikumsdauer zu erhalten (wenn man kein eigenes hat). Die SuS schreiben auch ausschließlich auf ihren iPads (in der App GoodNotes). Als Praktikant nutzt man ebenso GoodNotes wie auch Google Classroom. In den Klassen gibt es Beamer, über welche man sich mit dem iPad verbinden kann. Arbeitsblätter und anderweitige Materialien schickt man den SuS per Airdrop auf ihre iPads. Es gab immer mal wieder Möglichkeiten, sich einzubringen. In Hospitationen war es immer wieder möglich, die Lehrkräfte zu unterstützen. Man kann aber auch auf Wandertag/ Exkursionen mitfahren. Weiterhin besteht die Möglichkeit sich bei schulischen Veranstaltungen einzubringen (Laternenfest, Weihnachtsmarkt etc.).
Die Möglichkeit eines Nebenverdients gibt es leider nicht – zumindest nicht direkt an der Schule.