Sotogrande, Spanien (international)

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Sotogrande International School, Spanien (Englisch/ Philosophie)

Zeitraum:  Februar 2022 - Juni 2022 (SoSe 2022) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Nachdem ich ursprünglich nach Japan oder Südkorea wollte, was durch die Covid-19 Situation nicht möglich war, entschied ich mich dazu, im Juli 2021 meine ehemalige Schule, die Sotogrande International School, zu kontaktieren. Ich hatte an dieser das International Baccalaureate (IB, internationale Hochschulzugangsberechtigung) 2015 erworben, nachdem ich dort die 11. & 12. Kasse besucht hatte. Diese zwei Jahre wohnte ich im Schülerinternat.

Nach einigen Emails und zwei Online-Meetings konnten wir dann einen Praktikumsvertrag erstellen, für den mein polizeiliches Führungszeugnis, ein Nachweis über mindestens zwei Corona-Impfungen (ich hatte bereits drei), eine Kopie meines Ausweises und eine Übersicht über meine bisherigen Noten sowie eine aktuelle Studienbescheinigung nötig waren. Generell empfiehlt es sich, die Kontaktaufnahme mit der Schule so früh wie möglich, so dass seitens der Schule alle nötigen Vorbereitungen getroffen werden können.

Die Anreise trat ich mit meinem PKW an, da ich die Umgebung in Südspanien kenne und somit wusste, dass ich mir so einen gewissen Freiheitsgrad schaffen kann. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel bedarf dort nämlich durchaus noch Ausbau. Diese Entscheidung stellte sich als die richtige heraus - ich nutzte mein Auto fast täglich und konnte am Wochenende reisen.

Ein Punkt, der eventuell in der Vorbereitung wichtig zu bedenken ist, den man jedoch schnell übersieht, ist der Aufbau einer professionellen Garderobe. An meiner Schule wurde durchaus darauf Wert gelegt, dass man sich angemessen kleidet. Hinzu kam auch, dass ich sehr jung aussehe und zu Beginn oft für eine Schülerin gehalten wurde, so dass die Kleidung durchaus für mich wichtig wurde (die SchülerInnen tragen zudem Uniform). Bereits Monate vor Antritt des Praktikums schaute ich deshalb, welche meiner Anziehsachen dafür geeignet sind und durch Hinzufügen welcher Teile ich mir ein Repertoire aufbauen könne. Dabei ist auch das Wetter wichtig zu beachten; es ist gar nicht so leicht, sich modest und schick zu kleiden bei 30 Grad, dabei noch auf Beweglichkeit und möglichst kein Erkennen von Schweißflecken zu achten.

Den Praktikumszeitraum selbst konnte ich individuell mit meinem Betreuer absprechen. Hier hängte ich noch ein paar Wochen dran, um das Schuljahr bis zum Ende mitnehmen zu können, da der Anfang für mich erst ab 14.02.22 (nach Beendigung meiner Prüfungen) möglich war. Ich konnte somit auch erst unmittelbar vorher einreisen, dafür fuhr ich am Donnerstagnachmittag los und war Freitagabend da.

Unterkunft

Während des Praktikums wohnte ich kostenlos im Schülerinternat und konnte die Vollverpflegung dort nutzen, dafür dass ich zwei Schichten die Woche dort arbeitete. Diese waren immer montags von 16:30 bis 23:00 und freitags von 16:30-23:30, mit gelegentlichen Abweichungen durch Krankheitsfälle im Team oder Täusche bei Bedarf. Mit meinen KollegInnen im Internat verstand ich mich sehr gut und die Arbeit dort hat viel Spaß gemacht, auch wenn die Schichten nach einem vollen Tag in der Schule durchaus anstrengend sein konnten (vor allem der Geräuschpegel der Jüngeren). Schön war, dass ich dadurch meine SchülerInnen anders kennenlernen konnte und sie schnell zu mir Vertrauen aufbauten, da wir so viele Berührungspunkte hatten und Erfahrungen (wie den gelegentlichen nächtlichen Feueralarm) teilten. Es war jedoch nur ein kleiner Teil der SchülerInnen im Internat, so dass dieser Effekt nicht so weitläufig war. Zudem gab es andere PraktikantInnen in meinem Alter, mit denen ich am Wochenende öfter weggehen konnte.

Finanzen

Durch diese Absprache hielten sich auch meine Kosten in Grenzen. Ich benötigte lediglich Geld für Freizeitaktivitäten, Tanken und Reisen. Es war zwar somit insgesamt viel Arbeit, dennoch kann ich diesen Weg sehr empfehlen.

Leben an der Schule

Die Schule selbst nahm mich mit offenen Armen auf. Ich konnte mir vieles selbst aussuchen; beispielsweise welche Altersgruppen und Levels ich unterrichten möchte. Es war mir auch offengelassen, meinen Stundenplan zu ändern und fachfremden Unterricht zu hospitieren, was ich auch nutzte (z.B. Musik kann ich sehr empfehlen, gerade für Unterrichtseinstiege interessant). Ich hatte einen Mentor mit dem ich regelmäßig Kontakt hatte (ung. 1x pro 2 Wochen) und meine Hauptverantwortliche, die gleichzeitig die Leiterin des Englischteams ist. Innerhalb des Teams gingen wir sehr vertraut miteinander um, teilweise auch außerhalb der Schulzeit und standen im täglichen Austausch. Dieser Austausch war für mich Gold Wert, da ich so ständig Feedback bekam, Unterrichtsentwürfe besprechen konnte und alle Fragen die aufkamen stellen konnte. Die Schule ist recht groß, mit über 1000 SchülerInnen, wobei sie vom Kindergarten bis zur Oberstufe alles umfasst. Je nach Fach sind die Klassen jedoch oft kleiner, bei ungefähr 15 SchülerInnen. Es gibt aber auch manchmal Klassen mit nur 6 und welche mit über 25 SchülerInnen. Ich wählte deshalb unterschiedliche Klassengrößen aus, um alles einmal erfahren zu können. Somit konnte ich in verschiedenen Klassen hospitieren, Team-Teaching ausprobieren und auch allein viel unterrichten.

Ein typischer Praktikumstag sah für mich so aus, dass ich gegen 7 Uhr aufstand, mich fertig machte und um 7:30 in der Kantine unten mit den anderen PraktikantInnen (und SchülerInnen) Frühstück aß. Danach packte ich meinen Rucksack und fuhr gegen 8:20 mit dem Auto zur Schule, wobei ich häufig noch jemanden mitnahm. Um 8:50 begann dann “Advisory”, wobei die SchülerInnen die ersten 10 Minuten jedes Tages in einem kleinen Klassenverband verbringen (die Jahrgänge sind sehr groß und werden so in viele kleine, übersichtliche Gruppen aufgeteilt). Ich ging jeden Morgen zur selben Gruppe innerhalb der 7. Klasse und war zusammen mit Frau M. für sie verantwortlich. In dieser Gruppe befanden sich auch einige Kinder aus dem Internat, was die Zusammenarbeit für mich vereinfachte. Danach beginnt dann der erste Block von insgesamt sechs. Meist hatte ich in den ersten vier Blöcken in Klassenstufe 7, 8 oder 10 Englischunterricht, oder in der Oberstufe Philosophie. In der 20-minütigen Hofpause gab es im Lehrerzimmer Kaffee und oft kleine Snacks und man konnte sich über den bisherigen Tag, was noch anstand oder wenn es gerade etwas Wichtiges zu besprechen gab, unterhalten. Während der Mittagspause ging es dann in die Schulkantine, wo ich entweder mit der jeweiligen Lehrperson, mit der ich gerade im Unterricht war, oder anderen PraktikantInnen aß. In den letzten zwei Blöcken hospitierte/unterrichtete ich meist in der 11. Klasse den English B (Zweitsprache) Higher Level Kurs, was durch die unmittelbar vorherige Mittagspause zwar oft die schwierigste Zeit des Tages war, aber auch die intensivste. Nach der Schule blieb ich entweder noch ein bisschen für die Nachbereitung oder den Austausch mit meinem Team, oder fuhr zurück ins Internat, um mich dort auszuruhen oder Stunden vorzubereiten. An Arbeitstagen im Internat begann jedoch kurz nach der Schule direkt die dortige Schicht. Um 19:30 gab es dann Abendbrot, wonach ich dann häufig mit Freunden telefonierte, mit einer anderen Praktikantin spazieren ging, o.Ä.

Freizeit

Die Umgebung von Sotogrande, dem Ort der Schule, ist sehr schön. Direkt an der Costa del Sol gelegen ist der Strand nicht weit und es gibt viele Aktivitäten in der Nähe, von Golf zu Paddle Boarding und Surfen. In ungefähr 40 Minuten ist man in Marbella, in 15 auf Gibraltar und in ebenfalls 40 in Tarifa. Nur wie bereits erwähnt, empfiehlt sich wirklich ein Auto in der Umgebung, da vieles nur sehr umständlich über die öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen ist. Meine persönlichen Highlights waren Tarifa, Sevilla und die weißen Dörfer (beispielsweise Jerez de la Frontera). Auf meiner Rückreise besuchte ich außerdem unter anderem Bilbao im Norden, was mich auch sehr beeindruckte.

Allgemeines

Alles in allem war das Praktikum eine wahnsinnig lehrreiche und schöne Zeit, in der mir vieles in Bezug auf die Zukunft klar geworden ist. Ich habe mich zudem auch persönlich ein großes Stück weiterentwickelt und kann nur jedem ans Herz legen, diese Erfahrung einmal für sich selbst zu machen. Als letztes ist für mich noch wichtig zu erwähnen, dass es während des Praktikums und vor allem zum Ende hin viele Abgaben gibt, die man am Besten möglichst früh auf dem Schirm haben sollte, da für jede einzelne wirklich einiges an Arbeitsaufwand zu leisten ist. In meinem Fall ging die Schule noch bis 29.06., wodurch ich für manche Abgaben kaum Zeit hatte. Da man aber gerade am Ende noch seine Zeit dort nutzen möchte, kann ich nur empfehlen, so früh wie möglich schon anzufangen.