London, Vereinigtes Königreich (DAS)
Deutsche Schule London, Vereinigtes Königreich (Englisch/ Physik)
Zeitraum: Februar 2024 – Juli 2024 (SoSe 2024) | Schulinfos: hierExterner Link
Vorbereitung des Auslandspraktikums
Bereits im Sommer 2022, also anderthalb Jahre vor Beginn meines Praktikums, begann ich damit, nach möglichen Schulen Ausschau zu halten. Da ich früher schon den Wunsch hatte, einmal für einen längeren Zeitraum in der wunderschönen Stadt London zu leben, bewarb ich mich dort an der Deutschen Schule. Mein Entschluss fiel glücklicherweise, bevor der relativ kurze Bewerbungszeitraum im September 2022 begann. Ich habe aber von anderen Praktikant:innen gehört, dass sie auch mit einer Bewerbung zu einem späteren Zeitpunkt noch einen Platz bekommen haben. Die Schule verlangte einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben sowie ein ausgefülltes Formblatt. Sicherheitshalber schickte ich weitere teils sehr allgemeine Anfragen an andere Schulen, ob ein Praktikum dort überhaupt für den Zeitraum denkbar wäre. Bei einigen wäre das sogar der Fall gewesen, aber ich hoffte natürlich weiterhin auf die Zusage aus London. Diese ließ glücklicherweise nicht lange auf sich warten. Anfang November wurde ich zu einem Interview mit der Praktikumskoordinatorin eingeladen, welches etwa zwei Wochen später über Teams stattfand. Da ich keinen geeigneten Ort dafür hatte, durfte ich netterweise ein Büro im ZLB nutzen. Das Gespräch dauerte letztendlich nur etwa 15 Minuten und diente hauptsächlich einem gegenseitigen
Kennenlernen. Etwa eine Woche später, also Anfang Dezember 2022, erhielt ich dann die Zusage.
Im weiteren Prozess wurde mir von Seiten der Schule sehr viel Unterstützung bzgl. der Organisation entgegengebracht. Zum Beispiel erhielten wir die Email-Adressen der anderen Praktikant:innen, welche zeitgleich an der Schule sein würden, sowie derer, die gerade dort waren, sodass wir ggf. deren Wohnungen/Zimmer übernehmen konnten. Des Weiteren bekamen wir von der Schule ein Certificate of Sponsorship, welches wir brauchten, um das Visum zu beantragen. Eine Unterkunft fand ich im Herbst 2023 und meinen Flug buchte ich Ende des Jahres.
Ich bekam einen bezahlbaren Flug mit British Airways von Frankfurt nach London Heathrow – es empfiehlt sich, einen Flughafen in Nähe des zukünftigen Wohnortes zu wählen, da Busfahrten sonst sehr lange und Taxifahrten sehr teuer werden können.
(Achtung: Offiziell benötigt man bei der Einreise bereits einen Rückflug, was bei mir jedoch nicht kontrolliert wurde.)
Ich bewarb mich außerdem auf ein DAAD-Stipendium, welches ich leider nicht bekam, sowie auf Erasmus+, deren Zusage ich im Januar 2023 erhielt, etwa einen Monat vor Ausreise. Ich habe aber für 38 Euro/Monat eine zusätzliche Versicherung (Haftpflicht-, Unfall- und Krankenversicherung) über den DAAD abgeschlossen. Wichtig für die Schule war, ein englisches Konto zu eröffnen, was ich ganz einfach online über Wise machen konnte. Das erwies sich auch als sehr praktisch, da mit Auslandsüberweisungen oft teure Gebühren einhergehen. Zudem brauchte die Schule ein erweitertes Führungszeugnis.
Außerdem wichtig: Früh genug einen Reisepass beantragen und Kopien von den wichtigsten Dokumenten machen (und ggf. in einer Cloud speichern). Drei Tage vor Schulbeginn reiste ich mit dem Zug von Erfurt nach Frankfurt (Fernbahnhof) und flog von dort dann nach London. Mit dem Visum hätte man bereits zwei Wochen vorher einreisen können, was aber aufgrund meiner Prüfungsphase nicht möglich war (dies gilt es zu bedenken, wenn man im SoSe ins Ausland möchte).
Beim Packen sollte man Kleidung jeder Art mitnehmen, da es auch bis in die Sommermonate hinein kühl und nass sein kann, und Adapter nicht vergessen!
Unterkunft
Ich hatte das Glück, ein Zimmer in einem Haus in Kingston upon Thames zu bekommen, welches für gewöhnlich an drei Praktikant:innen der DSL vermietet wird. Den Kontakt der Vermieterin erhielt ich über eine vorherige Praktikantin. Vom Flughafen aus war der Weg mit Bus und zu Fuß zwar gut zu bewältigen, hat sich aber dank Rushhour und übermäßigem Gepäck wie eine halbe Weltreise angefühlt.
Das Haus liegt günstig – man kommt mit dem Bus (Linie 371) in ca. 20 Minuten nach Richmond zur Schule, oder für ganz Motivierte auch in 1h zu Fuß durch den Richmond-Park. In 5 Minuten erreicht man zu Fuß einen Lidl und in 20 Minuten die Einkaufszone von Kingston. Sowohl in Kingston als auch in Richmond hat man nicht wirklich das Gefühl, in London zu sein. Es fühlt sich alles sehr nach Kleinstadt an, wo auch mal eben ein paar Kühe grasen können. Mit dem Zug ist man aber auch innerhalb einer halben Stunde mitten in der Londoner Innenstadt.
Ich habe die App Citymapper sehr zu schätzen gelernt, da sie meiner Erfahrung nach bei Wegbeschreibungen und öffentlichen Verkehrsmitteln die Stadt etwas besser kennt als z.B. Google Maps. Manchmal sind die Busse leider etwas unzuverlässig und es kann auch vorkommen, dass überfüllte Busse einfach an einem vorbeifahren. Abgesehen davon ist das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ
angenehm.
Finanzen
London ist natürlich eine recht teure Stadt, besonders was die Mieten angeht. Mit 700 GBP/Monat sollte man mindestens rechnen. Die Lebensmittelpreise fand ich persönlich in Ordnung, aber natürlich nur, wenn man im Discounter einkaufen geht. Restaurantbesuche und Freizeitaktivitäten können ganz schön ins Geld gehen, aber es empfiehlt sich, Studi-Rabatte (Thoska nicht vergessen!) und Sonderaktionen auszunutzen.
In London bezahlt man eigentlich nur noch mit Karte (meine Wise-Card hat sich als unverzichtbar erwiesen). Es ist überflüssig, vor der Reise Geld zu wechseln, zumal mancherorts gar kein Bargeld mehr akzeptiert wird. Busfahrten kosten immer 1,75 GBP, Fahrten mit der Tube können, je nach Tageszeit und Strecke, schnell teuer werden. Es ist möglich, direkt mit einer beliebigen Bankkarte zu bezahlen, ohne ein Ticket lösen zu müssen. Es kann dennoch sinnvoll sein, sich eine aufladbare Oystercard zu holen, besonders in Verbindung mit der Railcard, um Rabatte zu bekommen.
Leben an der Schule
Bereits vor Ankunft stand ich in regelmäßigem Kontakt mit der Sekretärin. Am ersten Tag sollten wir morgens vorbeikommen, um noch ein paar Formalia zu erledigen, u.a. den DBS Check (Führerschein mitbringen!). Danach wurden wir von der Praktikumskoordinatorin der Schule abgeholt und durch die Schule geführt. Die Praktikant:innen haben einen eigenen Tisch im Lehrer:innenzimmer und wir wurden
alle sehr herzlich vom Kollegium begrüßt. Jede von uns wurde auch direkt von einer Lehrkraft mit in den Unterricht genommen. Mentor:innen für die einzelnen Fächer gibt es leider nicht. Unbezahlte Praktikant:innen bekommen kostenloses Full Lunch. Des Weiteren müssen diese eigentlich keine regulären Aufsichten übernehmen. In unserem Fall wurden wir dennoch für Toraufsichten vor der 0. Stunde eingesetzt.
Den Stundenplan stellt man sich selbst zusammen und spricht mit der jeweiligen Lehrkraft in Eigenregie ab, ob Hospitationen und eigener Unterricht möglich sind. Es empfiehlt sich, zunächst möglichst alle Fachstunden einer Klasse in der Woche zu begleiten, um einen besseren Eindruck zu bekommen. Um Klassen auf Ausflügen etc. begleiten zu dürfen, muss ein Erste-Hilfe-Kurs absolviert worden sein – ggf. findet in der Zeit einer an der Schule statt. Bei Tag der offenen Tür, Klassenfahrten und AGs ist Unterstützung stets willkommen.
Es ist möglich, Nachhilfe zu anzubieten (v.a. Mathe ist stark gefragt), welche großzügig vergütet wird, aber mit den Schüler:innen bzw. Eltern individuell vereinbart werden muss.
Die Klassen sind i.d.R. mittelgroß und die meisten SuS zeigten sich sehr motivert. Sie sind die Anwesenheit von wechselnden Praktikant:innen gewohnt und lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Die Disziplin ist vergleichsweise gut und das allgemeine Leistungsniveau eher hoch, auch wenn oft betont wird, wie heterogen die Klassenzusammensetzungen sind.
Die technische Ausstattung der Schule ist im Vergleich zu Deutschland überdurchschnittlich. Die SuS arbeiten ab der 9. Klasse mit iPads. Unterrichtsmaterialien werden über OneNote geteilt und für alle Beteiligten zugänglich gemacht. Es gibt ein Lernzentrum mit Bibliothek, wo SuS sich aufhalten und arbeiten können. Kinderhaus, Grundschule und Sekundarstufe haben jeweils ein eigenes Gebäude, teilen sich allerdings den Schulhof. Insgesamt besuchen aktuell 880 SuS aus 34 Nationen die DSL. Im Sek-Kollegium befinden sich ca. 60 Lehrkräfte. Im Unterricht und in den meisten sonstigen Kontexten wird an der Schule, wie zu erwarten war, Deutsch gesprochen. Viele SuS bevorzugen zur Kommunikation untereinander dennoch Englisch, ebenso einige Lehrkräfte sowie Mitarbeiter:innen aus Küche, IT und Caretaking. Zum Verbessern der Sprachkenntnisse kommt man also am ehesten außerhalb der Schule, sofern man sich nicht nur in der deutschen Sphäre bewegt.
Freizeit
London bietet an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung natürlich schier unbegrenzte Möglichkeiten. In Kingston gibt es ein paar Shoppinggelegenheiten sowie nette Restaurants und Pubs. Richmond ist ein sehr schöner Stadtteil mit Parks, niedlichen Cafés und Einkaufsstraßen. Die Londoner Innenstadt ist leicht zu erreichen – innerhalb von ca. 25 Minuten ist man von Norbiton Station nach Waterloo Station gefahren – und bietet selbstverständlich alles, von Touristenspots bis versteckte Schätze. Auch Tagestrips am Wochenende sind möglich. Die Praktikant:innen sind meist eine coole Truppe, die auch in ihrer Freizeit zusammen Dinge unternehmen. Meine persönlichen Highlights in zufälliger Reihenfolge:
- Columbia Road Flower Market und Shoreditch/Hackney
- Wanderung am Seven Sisters Cliff
- Highgate Cemetery
- Greenwich mit Greenwich Market
- Tagesausflüge nach Oxford und Cambridge
- Richmond, z.B. Petersham Nurseries und Kew Gardens
- Mamma Mia Musical
- alles rund um Piccadilly Circus, Chinatown, Covent Garden
- Globe Theatre (Stehtickets gibt es ab 5-10 GBP/Person)
- Kurztrips nach Edinburgh und Cornwall
- Isabella Plantation
- Wanderung in den Surrey Hills
- Hyde Park
- Harry Potter Studio Tour
- Hampstead Heath
Viele weitere Eindrücke sind in folgendem Erfahrungsberichtpdf, 5 mb zu finden.