Genova/ Genua, Italien (DAS/ national)
Deutsche Schule Genua, Italien (Mathematik/ Geschichte)
Blick auf die Stadt Genua und das Meer
Foto: Aus dem ErfahrungsberichtZeitraum: September 2024 - Februar 2025 (WiSe 2024/25) | Schulinfos: hierExterner Link
Vorbereitung des Auslandspraktikums
Ich habe mich knapp anderthalb Jahre vor meinem Praktikumsbeginn an der Schule beworben und innerhalb weniger Tage die Zusage erhalten. Zuvor hatte ich bereits per Mail Fragen an den zuständigen Praktikumsbetreuer der Schule gerichtet und auch hier in kurzer Zeit hilfreiche Antworten bekommen.
Für meinen Auslandsaufenthalt habe ich einen internationalen Studierendenausweis (ISIC) beantragt. Mit diesem habe ich oft nur den ermäßigten Preis für Eintritte (Konzerte, Kino, …) bezahlt. Von weitaus größerer Bedeutung war die Beantragung einer italienischen Steuernummer (codice fiscale). Ohne diese Nummer kann man in Italien keine Wohnung bzw. WG-Zimmer mieten und auch der Kauf eines digitalen Wochen-/Monatstickets im ÖPNV wird durch den codice fiscale erleichtert. Ebenfalls habe ich wegen des langen Auslandsaufenthalts eine Auslandskrankenversicherung benötigt, allerdings war diese in meinem Stipendium inbegriffen, sodass ich mich darum nicht gesondert kümmern musste.
Nach Genua bin ich mit dem Nachtzug gereist. Das Ticket habe ich fünf Monate vor meiner Reise gebucht und ca. 180€ gezahlt. In diesem Preis war sowohl ein Bett im Liegewagen als auch ein Ticket für den ICE nach München enthalten. Komfortabel war, dass der Nachtzug von München direkt nach Genua gefahren ist und ich somit nur einmal umsteigen musste. Das Ticket habe ich über die ÖBB (Österreichische Bahn) gebucht. Alternativ kann man Genua auch mit dem Flugzeug erreichen; von München gibt es täglich ein bis zwei Direktflüge. Allerdings sind diese Flüge oftmals sehr teuer (ca. 150€, exkl. Sitzplatz, exkl. Aufgabegepäck). Für günstigere und häufigere Flüge sind die Flughäfen um Mailand oder der Flughafen in Pisa eine Option. Beide Städte sind ca. zwei Stunden von Genua entfernt.
Nach den Sommerferien startet die Schule Anfang September und endet Mitte Juni. In den ersten drei Tagen am Schuljahresanfang finden nur Konferenzen statt, die auf der einen Seite zwar ermüdend sind, aber auf der anderen Seite wertvolle erste Kontakte im Kollegium und mit anderen Praktikant:innen ermöglichen. Ich bin erst am Sonntagvormittag vor Schulbeginn in Genua angekommen. Das stellte sich als recht stressig heraus, da ich in mein Zimmer einziehen und einkaufen sowie auch gedanklich in Genua ankommen musste. Im Nachhinein wäre ich gerne zwei Tage früher angereist, sodass ich einen Tag zum Ankommen gehabt hätte und dann zwei Tage, um die nähere Umgebung und die Stadt zu erkunden.
Unbedingt empfehlenswert für Aufenthalte von Mai bis September ist lange, leichte Kleidung. Der Grund dafür sind die vielen Mücken, die nicht nur abends, sondern auch tagsüber aktiv sind. Außerdem kann man sich ein Moskitonetz mitbringen bzw. vor Ort kaufen, um im Schlaf nicht gestochen werden. Da Genua am Meer liegt, ist es oft recht windig, vor allem wenn es (im Winter) stark regnet. Daher ist eine gute Regenjacke empfehlenswert, da Regenschirme den Böen nicht immer standhalten können. Außerdem sollte man einen Mehrfachstecker einpacken, da Zimmer in Altbauten teilweise nur über eine oder zwei Steckdosen verfügen.
Vor meiner Abreise habe ich wichtige Dokumente (Versicherung, Bank, …) digitalisiert und in einer Cloud gespeichert, sodass ich auch vom Ausland aus Zugriff auf diese habe. Zudem habe ich die wichtigsten Dokumente meinen Eltern gegeben, um im Zweifelsfall auch auf Originale zugreifen zu können.
Unterkunft
Ich habe während meines Aufenthalts in einem WG-Zimmer gewohnt, das über Airbnb vermietet wird. Dadurch hatte ich den Vorteil, keinen Mietvertrag abschließen zu müssen, brauchte also meinen codice fiscale dafür nicht und ich konnte das Zimmer auch weit im Voraus buchen. Die Wohnung war im Viertel Castelletto gelegen, das sich oberhalb der Innenstadt befindet. Der Heimweg ist meistens anstrengend, jedoch wird man dafür mit einem wundervollen Blick über die Stadt und den Hafen belohnt, den ich auch aus meinem Zimmer sehen konnte. Direkt nebenan ist ein Supermarkt und im näheren Umkreis sind weitere Einkaufsmöglichkeiten, Pizzerien, Bäckereien und Apotheken. Für das Zimmer habe ich ca. 500€ pro Monat bezahlt, was für WG-Zimmer in Genua eher überdurchschnittlich ist. Allerdings hatte ich ein möbliertes, frisch renoviertes, gut gedämmtes Zimmer, was nicht selbstverständlich ist. Zur Schule brauche ich zu Fuß ungefähr 20 Minuten. Bei schlechtem Wetter fahre ich mit dem Bus, der sowohl vor meiner Haustür als auch direkt vor der Schule hält und ebenfalls 20 Minuten fährt.
In Genua gibt es eine Frau, Anna Sedazzari, die WG-Zimmer an internationale Studierende vermietet. Um ein solches Zimmer zu bekommen, muss man nicht in Genua immatrikuliert sein. Leider spricht und schreibt die Vermieterin ausschließlich auf Italienisch und die Kommunikation gestaltet sich schwierig. Andere Praktikantinnen meiner Schule haben mit der Vermieterin große Probleme (auch bzgl. Codice fiscale) gehabt, sodass ich diese Art der Vermietung nur im Notfall empfehle.
Finanzen
Zusätzlich zur Miete habe ich etwa 150€ monatlich für Lebensmittel ausgegeben. Bereits ab 6€ bekommt man hochwertige Pizzen und für unter 2€ gibt es große Stücke Focaccia, die ich mir oft als Mittagessen geholt habe. Ein Monatsticket für den ÖPNV kostet 48€, ein Wochenticket 22€. Die meiste Zeit über habe ich mir immer Einzelfahrscheine (2€) gekauft, weil in der Stadt viele Orte fußläufig erreichbar ist. Die Tickets für die Regionalzüge sind auf kurzen Strecken in der Regel günstiger als in Deutschland.
Um meine Kosten zu decken, habe ich ein Erasmus-Stipendium beantragt, dieses aber letzten Endes abgelehnt, weil ich das höher dotierte DAAD-Stipendium bewilligt bekommen habe. Dies umfasste 1050€ monatlich zuzüglich einer einmaligen Reisepauschale von 500€, was meine Kosten größtenteils gedeckt hat. Die Förderhöhe richtet sich nach dem jeweiligen Land. Beim Erasmus-Stipendium hätte ich insgesamt ca. 2800€ erhalten.
Während meines Praktikums habe ich einem Schüler bei den Hausaufgaben geholfen. Dieser besucht die Deutsche Schule Genua und der Kontakt wurde über das Sekretariat hergestellt. Für die Nachhilfe habe ich pro Woche 50€ verdient. Aus Zeitgründen habe ich darauf verzichtet, weiteren Schüler:innen zur Hausaufgabenhilfe anzunehmen; Bedarf gibt es aber genug.
In Italien kann man (fast) überall mit Karte zahlen, aber auch Bargeld wird akzeptiert. Geld abzuheben hat bei mir problemlos funktioniert, allerdings sollte man vorher bei seiner Bank nachfragen, ob es Filialen im Zielland gibt, die fürs Geldabheben keine Gebühren verlangen. Sowohl meine EC- als auch meine Kreditkarte konnte ich nutzen.
Leben an der Schule
An der Schule ist ein Lehrer als Ansprechpartner für die Praktikant:innen zuständig. Dieser wählt zwischen den Bewerbungen aus und steht bei Fragen zur Verfügung. Weitere Ansprechpartner:innen habe ich an meiner Schule nicht, aber das halte ich auch nicht für nötig, weil das Kollegium sehr aufgeschlossen gegenüber Praktikant:innen ist und immer ein offenes Ohr bei Fragen oder Problemen hat. Eine strukturierte Einführung hatte ich am ersten Tag nach den Sommerferien mit allen neuen Kolleg:innen zusammen. Für Praktikant:innen, die mitten im Schuljahr dazustoßen, gibt es ein kleines Einführungsgespräch sowie eine Schulführung mit dem Praktikumsbeauftragten und Praktikant:innen, die schon länger an der Schule sind.
Meine Praktikumstage bestanden am Anfang nur aus Hospitationsstunden. Nach knapp drei Wochen habe ich angefangen, in einer Klasse selbst zu unterrichten und mit der Zeit sind mehr Klassen hinzugekommen. Außerdem habe ich häufiger die Klassen gewechselt, um während des halben Jahres einen Eindruck von möglichst vielen Jahrgangsstufen zu bekommen. Zusätzlich zum Unterricht unterstütze ich einmal wöchentlich eine Grundschullehrerin bei einer Hausaufgabenbetreuung für Fünft- und Sechstklässler:innen.
Insgesamt besuchen ca. 400 Schüler:innen die Deutsche Schule Genua, davon sind knapp 250 im Gymnasium, während die restlichen Lernenden in der Grundschule sind. Die Klassen bestehen in der Regel aus etwa 20 Schüler:innen, allerdings gibt es auch zwei Klassen mit jeweils 30 Schüler:innen. Es gibt einige Fächer, die vollständig oder in bestimmten Jahrgängen auf Italienisch unterrichtet werden, ansonsten ist die Unterrichtssprache in den meisten Fächern Deutsch.
Die Klassenräume verfügen über digitale Whiteboards. Allerdings kommt es manchmal zu technischen Problemen mit den Beamern, sodass man die interaktive Funktion der Whiteboards dann nur eingeschränkt nutzen kann. Die Schule verwendet als digitale Lernplattform Google Classroom, wozu ich auch einen Zugang habe und den Klassen unter anderem Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen kann. Außerdem habe ich eine eigene Mailadresse und Zugang zu allen weiteren Googlediensten erhalten.
Freizeit
Genua bietet durch die Nähe zum Meer und zu den Bergen ein vielfältiges Freizeitangebot. Man kann viel wandern oder mountainbiken und zudem die vielen öffentlichen Sportanlagen (Basketball-, Fußballplätze, etc.) nutzen. Sportvereine sind Praktikant:innen grundsätzlich zugänglich, allerdings haben einige Clubs Mindestvorgaben für die Mitgliedsdauer. Darüber hinaus ist die Mitgliedschaft in Sportvereinen tendenziell teurer als in Deutschland, dafür kann man aber meistens von speziell ausgebildeten Trainer:innen profitieren. In Fitnessstudios gibt es Studierendenrabatte.
Aber auch kulturell hat Genua viel zu bieten. Regelmäßig geht ein Musiklehrer der Schule mit einigen Schüler:innen in Konzerte in der Oper, denen man sich für wenig Geld anschließen kann. Vor allem in den Sommermonaten gibt es an der Promenade oder am alten Hafen viele Outdoor-Konzerte, aber auch in Kneipen finden häufig Auftritte von lokalen Bands statt.
Weltweit bekannt ist die Region Ligurien für die „Cinque Terre“, die ca. eineinhalb Stunden Bahnfahrt von Genua entfernt ist. Die Dörfer und die Landschaft sind wunderschön, werden allerdings im Sommer von Touristenmassen überschwemmt. Gleiches gilt für das nähergelegene Portofino. Abseits der großen Touristenattraktionen empfiehlt sich ein Ausflug nach Camogli und San-Fruttuoso oder einfach ein Spaziergang an der Promenade, dem Corso Italia, der zum malerischen Stadtteil Boccadasse führt. Mit einer der Seilbahnen, die in Genua zum ÖPNV gehören, kann man auf die Berge Genuas fahren, entlang alter Festungen wandern und eine wundervolle Aussicht auf die Stadt genießen. Ins ligurische Hinterland gelangt man mit einer historischen Schmalspurbahn. Grundsätzlich gilt für Tagesausflüge, möglichst früh zu starten, um die Orte in Ruhe und vor allem ohne Touristenmassen genießen zu können.
Während meines Praktikums habe ich einige Wochenendtrips unternommen. So habe ich Mailand, Pisa und Elba erkundet und darüber hinaus ein Wochenende in Nizza verbracht, das nur 2,5 Stunden entfernt ist.
Kulinarisch bekannt ist Genua für sein Pesto Genovese. Auch Salsa di Noci ist eine Nudelsoße aus Walnüssen, die zwar weniger bekannt, aber mindestens genauso lecker ist. Ebenfalls typisch genuesisch sind Focaccia (eine Art Fladenbrot mit Olivenöl und verschiedenen Belägen) und Farinata (eine Art Pfannkuchen aus Kichererbsen). Natürlich gibt es auch jede Menge gute Pizza und Eis…
Allgemein
Empfehlenswert ist die App "too good to go", mit der man für wenig Geld Essen bekommt, das am selben Tag in den Läden oder Restaurants nicht verkauft wurde. So kann man sich günstig entweder ganze Mahlzeiten oder Einkäufe holen.
Das Verschicken und Empfangen von Briefen und Paketen funktioniert nur unzuverlässig. Teilweise werden die Briefe innerhalb weniger Tage bis nach Deutschland zugestellt, ab und zu dauert es mehrere Wochen oder die Sendung kommt gar nicht an. Beachten sollte man auch, dass einige Briefkästen in Italien nicht mehr geleert werden und an diesen kein Hinweis dazu vermerkt sind, sodass man seine Post immer persönlich in Postfilialen aufgeben sollte.
In Genua kann man viel fußläufig erreichen. Die Stadt hat ein gut ausgebautes Busnetz, das einen in die Außenbezirke und in die höher gelegenen Stadtteile bringt. Außerdem gehören eine U-Bahnlinie, mehrere Seil- und Zahnradbahnen und Aufzüge zum ÖPNV, die alle mit einem normalen Fahrschein nutzbar sind. Zu beachten ist jedoch, dass die Busse ab ca. 21:00 Uhr teilweise auch auf Hauptstrecken nur noch alle 40 Minuten oder noch seltener fahren.
Viele weitere Eindrücke sind im folgenden Erfahrungsberichtpdf, 4 mb zu finden.
Liceo Statale Piero Gobetti Genova, Italien (Geschichte/ Deutsch)
Hafen von Genua
Foto: Aus dem ErfahrungsberichtZeitraum: Januar 2022 - Juni 2022 (SoSe 2022) | Schulinfos: hierExterner Link
Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich wusste schon frühzeitig, dass ich mein Praxissemester mindestens im Ausland, aber am liebsten in Italien durchführen wollte. Demnach bewarb ich mich breitgefächert an verschiedenen Gymnasien des Landes. Ich konzentrierte mich vor allem auf die Suche eines Liceo Linguistico, um sicherzustellen, dass an der Schule auch Deutsch unterrichtet wird. Meine Bewerbungen verschickte ich anderthalb Jahre vor Beginn des Praxissemesters und erhielt nach circa zwei Monaten die ersten Rückmeldungen. Genua zog ich von Beginn an in Betracht, da ich wusste, dass Studentinnen der FSU bereits an der Deutschen Schule Genua ihr Praxissemester absolviert hatten. Somit hatte ich eine Verbindung zur Stadt und freute mich besonders über die Zusage des Liceo Gobetti Genova. Seit Oktober 2020 stand ich mit der Schulleiterin in Kontakt und hielt sie über die Planung des Praxissemesters und meine bürokratischen Fortschritte, Bewerbungen für Stipendien etc. auf dem Laufenden.
Für besonders wichtig halte ich die Bewerbung um ein Stipendium, um sich die Zeit finanziell etwas zu erleichtern und außerhalb der schulischen und universitären Pflichten die kulinarischen und kulturellen Besonderheiten des Landes und der Region genießen zu können. Hierbei sollte man vor allem darauf achten, ob und wenn ja, welche Versicherungen enthalten sind. Sollten keine Versicherungen enthalten sein, sollte man sich definitiv informieren, welche für einen längeren Auslandsaufenthalt sinnvoll sind, bzw. ob die deutschen Versicherungen eventuell einen Auslandsaufenthalt mit einbeziehen.
In Italien ist vor allem der Codice Fiscale, der persönliche Steuercode, essenziell. Man kann ohne ihn keinen Vertrag abschließen und auch für größere Anschaffungen ist er wichtig. Darunter fällt auch der Abschluss eines Mietvertrages für den Zeitraum des Aufenthalts. Hierzu wendet man sich am besten an die italienische Botschaft in Berlin, deren Mitarbeiter dieses Anliegen zügig und freundlich bearbeiten.
Durch den Erhalt eines Stipendiums musste ich mich nicht weiter um eine zusätzliche Versicherung kümmern, da diese inbegriffen waren.
Ich habe den Weg nach Genua mit dem Flugzeug angetreten, wobei ich nur bis Mailand geflogen und von dort aus mit dem Zug nach Genua gefahren bin. Der Flughafen in Genua ist für das Inland zwar wichtig, jedoch sind die Verbindungen ins Ausland unpraktisch und meist auch um Unmengen teurer. Man fährt also zeitlich und finanziell wesentlich günstiger, wenn man nach Mailand fliegt. Den Flug kann man entweder lange zuvor aber mindestens zwei Wochen vor dem Abflug bequem im Internet buchen. Ich habe zusätzlich noch eine Gepäckversicherung abgeschlossen, was mir bei Gepäck für über fünf Monate besonders wichtig war.
Auf meiner Packliste ganz oben standen vor allem Unterlagen, sowie Universalvollmachten für die Lieben daheim, denn nichts ist unpraktischer, als Amtsgänge in Deutschland aus dem Ausland heraus organisieren zu müssen. Die Generalvollmacht sollte amtlich beglaubigt sein, damit auch Banken sie anerkennen. Eine kleine Erstausstattung mit Hygieneartikeln und einem kleinen Schwamm war mir ebenfalls wichtig, damit ich ohne Bedenken in die bis dato fremde Dusche steigen konnte.
Das Schuljahr beginnt im September, sodass meine Ankunft Ende Januar mitten im Schuljahr lag. Da mein Praktikum an einem Montag begann, bin ich am Samstag angereist und habe am Sonntag den Schulweg und die Umgebung der Schule erkundet, damit ich am ersten Tag nicht zu spät komme.
Das Wichtigste ist jedoch Vorfreude und ein bisschen Gelassenheit. Italien ist ein großartiges Land und die Menschen sind hilfsbereit. Wer an einer internationalen oder deutschen Schule ist, sollte dennoch einen gewissen Grundwortschatz zum Einkaufen und für Smalltalk beherrschen. Merken die Italienerinnen erst einmal, dass man sich Mühe gibt, ist es auch einfacher, Verständnisprobleme doch in einer anderen Sprache, wie zum Beispiel Englisch oder Spanisch zu lösen.
Unterkunft
Auf die private Wohnung bin ich nur gestoßen, weil ich plötzlich spontan ein Zimmer suchen musste. Ursprünglich hätte ich auf Hinweis der Schule hin im Studentenwohnheim unterkommen können, welches mir jedoch anderthalb Monate vor der Anreise absagte. Ich bin schließlich in einer privaten Wohnung untergekommen, die vom Vermieter das erste Mal vermietet wurde und habe mit drei anderen jungen Frauen zusammengewohnt. Die Kombination hat erstaunlich gut harmoniert und es kam zu vielen gemeinsamen Aktivitäten. Der Preis war mit 400€ monatlich nicht unbedingt angenehm, aber die Wohnung war in guter Lage und sehr ruhig. Mein Zimmer lag leider zu einem Hinterhof raus, was zwar alles sehr dunkel gemacht hat, aber auch dazu führte, dass ich in den sommerlichen Nächten nicht komplett geschmolzen bin.
Ich würde trotz vieler und natürlich immer lieb gemeinter Hinweise der Schule auch immer selbst schauen, ob man eine Unterkunft findet. Eine WG ist auch immer ein persönlicher Anlaufpunkt, der eventuell emotionalen Halt bieten kann. Bei der Zimmersuche sollte man sich die Beschreibungen genau durchlesen, sodass man auch tatsächlich ein Einzelzimmer mietet und sich vergewissern, ob und wieviel Nebenkosten zusätzlich zu zahlen sind. Denn die Nebenkosten werden in den Anzeigen selten angegeben und belaufen sich meist auf 100-150€ zusätzlich.
Finanzen
Abgesehen von den stark schwankenden Mietpreisen ist das Leben finanziell mit dem in Deutschland zu vergleichen. Das Monatsticket für den Bus kostet 46€ und lohnt sich wirklich. Ich bin jeden Tag mit dem Bus zur Schule und zurückgefahren. Die Tickets kauft man am besten in den Tabacchi, den Tabakläden, welche nur Bargeld akzeptieren.
Ich habe mir eine Jahreskarte für das Aquarium gegönnt, was sich nach dem dritten Besuch auch wirklich gelohnt hatte. Je nachdem, ob man auch gern Essen geht oder die zahlreichen Museen der Stadt erkunden möchte, würde ich pro Tag ein Budget von 10-20€ veranschlagen. Ich hatte dank technischer Hilfsmittel nur selten den Bedarf, einen Schreibwarenladen zu besuchen oder Unterricht auf dem Papier vorzubereiten. In der Schule bestand zudem die Möglichkeit, den Drucker zu benutzen, wodurch ich auch hier enorm sparen konnte. Auch auf die Anschaffung von Fachbüchern war ich nicht angewiesen, da ich diese in der Schule zur Verfügung gestellt bekommen habe. Die wichtigste Anschaffung vorher war jedoch ein Wörterbuch, welches nicht nur den alltäglichen Wortschatz abdeckt, sondern auch Fachworte. Auf Übersetzer aus dem Internet sollte man sich nicht immer verlassen. Der einzige Übersetzer aus dem Internet, der hilfreich ist, jedoch auf eine Zeichenanzahl von 5000 Worten begrenzt ist, nennt sich „Deepl“.
Ich war durch den Erhalt eines DAAD-Stipendiums finanziell entlastet. Anfangs konnte ich es kaum glauben, wirklich ausgewählt worden zu sein. Ich kann nur jedem raten, sich um so viel Förderung wie möglich zu bewerben und den Bewerbungsprozess ernst zu nehmen. Es kann sich, wie in meinem Fall, um circa 1000 € monatlich handeln, welche die Mühe und Anstrengung auf jeden Fall wert sind. Man muss beachten, dass man in Italien fast überall mit Karte zahlen kann, auch kleine Summen. Jedoch ist es immer sinnvoll, etwas Bargeld dabei zu haben, da es natürlich auch Stellen gibt, wo Bargeld bevorzugt wird (siehe Tabacchi). Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass das Abheben von Geld, soweit man kein Konto bei einer italienischen Bank hat, jedes Mal mindestens 5€ zusätzlich kostet. Somit sollte man sich also überlegen, wie oft, bzw. wieviel Geld man abheben möchte.
Leben an der Schule
Ich wurde vor Ort sofort in den Schulalltag mit einbezogen. Am ersten Tag nahm mich direkt eine Deutschlehrerin als Mentorin unter ihre Fittiche und besprach einen Stundeplan und meine Anforderungen an das Praktikum mit mir. Ich erhielt auch am zweiten Tag eine Emailadresse für den Gebrauch zu Schul- und Unterrichtszwecken und bekam Zugang zum Wlan in der Schule. Meine Ansprechpartner für organisatorische Fragen waren die Direktorin, die stellvertretende Direktorin und die Deutschlehrerin, meine Mentorin. Für allgemeine Fragen standen mir alle Lehrerinnen und Lehrer des Kollegiums immer tatkräftig zur Seite. Besonders fand ich hierbei auch die Rolle der Pedelle, die sich um alle Belange kümmerten und sowohl für Schülerinnen als auch für Lehrerinnen immer ein offenes Ohr hatten.
Der typische Praktikumstag war für mich glücklicherweise immer sehr regelmäßig, da ich einen festen Stundenplan hatte, an den ich mich halten konnte und der mir auch feste Pausenzeiten ermöglichte. Somit kam ich jeden Tag zur gleichen Zeit an und ging jeden Tag zur gleichen Zeit. In meiner Pause verbrachte ich die Zeit im Lehrerzimmer und lernte dort Vokabeln, bereitete Stunden vor, aß oder unterhielt mich mit anderen Lehrerinnen.
An der Schule werden circa 1900 Schülerinnen unterrichtet, davon circa 450 im Sprachzweig, dem Liceo Linguistico. In einer Klasse sind circa zwischen 20-27 Schülerinnen.
Die Atmosphäre im Kollegium war sehr herzlich und vor allem ehrlich. Eventuelle Probleme wurden schnell und offen angesprochen, sodass es selten Unstimmigkeiten gab. Mir gefiel besonders, dass Neuzugänge, Praktikantinnen oder neue Lehrerinnen sofort integriert und eingearbeitet wurden. Innerhalb der Fachschaften herrschte große Einigkeit und es gab viel gegenseitige Unterstützung.
Ich war von Beginn an, nicht zuletzt auch durch meinen feststehenden Stundenplan, ein fester Bestandteil im Stundenplan der Lehrkräfte und Schülerinnen und wurde schnell mit einbezogen. Es war dem Kollegium und mir immer bekannt, in welchen Stunden ich hospitierte oder selbst aktiv wurde. Eigene Stunden in Deutsch hielt ich bereits ab der ersten Woche, wobei es sich um Vertretungsstunden handelte, die von einer pädagogischen Fachkraft beaufsichtigt wurde. Man nahm es sehr ernst, dass ich nicht mit einer Klasse allein bleiben sollte, was für mich große Sicherheit bedeutete. In Geschichte wurde ich zeitiger um eigene Stunden gebeten, als ich gedachte hätte. Hierbei sprach ich mich immer mit den Lehrerinnen ab und war über den großen Spielraum überrascht, den sie mir ließen. Auch wenn ich mit einer Stunde nicht fertig geworden bin oder zu schnell fertig war, hatte ich immer Unterstützung oder durfte meine Stunde bei der nächsten Gelegenheit beenden. Ich bekam meist direkt danach ein ehrliches Feedback. Durch gegenseitigen Respekt und viel Herzlichkeit, habe ich mich schnell zugehörig gefühlt. Ich habe einmal ein Angebot bekommen, mehrere Stunden pro Woche Nachhilfe zu geben, was sich aber zeitlich nicht mit den schulischen und universitären Verpflichtungen vereinbaren ließ.
Freizeit
Das kulturelle Programm Genuas ist vielfältig und das italienische Leben spielt sich, je wärmer es wird, umso mehr draußen ab. Es war für mich nicht immer leicht, den Spagat zwischen Pflicht und Freizeit zu finden. Da aber in vielen Caffès freies Wlan zur Verfügung steht, bestand auch öfter die Möglichkeit, die Vorbereitungen bei Espresso und Hörnchen an die frische Luft zu verlegen. Die Vor- und Nachbereitungen versuchte ich immer an den Wochentagen zu erledigen, damit ich die Wochenenden zur freien Verfügung hatte. Das hat leider nicht immer geklappt, da die Unterrichtsvorbereitung in einer anderen Sprache sehr aufwändig war und ich sie nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte. Trotzdem habe ich auch die Freizeit genossen und viel von Genua und der Region Ligurien gesehen. Ich kann es nur empfehlen, sich so viel, wie zeitlich und finanziell möglich, anzuschauen. Es lohnt sich sehr und die Region ist wunderschön.
Genua ist eine ganz besondere Region Italiens und hat viel zu bieten. Besonders berühmt sind vor Allem die Focaccia und Pesto Genovese. Diese beiden Spezialitäten in Kombination mit Käse sind ein wahrer Traum, den man definitiv probiert haben sollte.
Wer sich vegan ernährt, sollte vorher wissen, dass vegane Ersatzprodukte in Italien sehr teuer sind. Eine rein vegetarische Ernährung hingegen ist in Italien absolut kein Problem.
Ich würde nicht versuchen, an den Wochenenden weite Touren zu unternehmen, da sich auch in Ligurien, an der italienischen Riviera und quasi vor der Haustür viel entdecken lässt. Nicht weit weg sind viele kleine Fischerörtchen, die zum Entspannen und Zeichnen einladen und in denen man das großstädtisch-laute Leben gut hinter sich lassen kann. Besonders sehenswert sind hierbei die Cinque-Terre und Camogli.
Allgemein
Dank des Datenroamings in der EU ist das Handynetz gar kein Problem und, anders als in Deutschland, hat man hier selbst in den kleinsten Orten und Gassen besten Empfang. Die „Poste-italiane“ ist leider nicht sonderlich schnell, weshalb ich grundsätzlich darauf verzichtet habe, Pakete zu empfangen. Abgesehen davon bekommt man hier alles und auf Pakete von den Liebsten aus der Heimat lohnt es sich auch, etwas zu warten, solange sich keine verderblichen Lebensmittel darin befinden. Diese sollte man aber sowieso wieder zurück in der Heimat genießen, denn Ligurien hat kulinarisch für jeden etwas zu bieten. In manchen Museen bekommt man als Studentin Rabatt. Das ist allerdings leider nur eine Ausnahme. Ansonsten gibt es ein 24-Stunden-Ticket, mit dem man innerhalb von 24 Stunden in alle Museen der Stadt gehen kann. Dieses Ticket lohnt sich spätestens nach dem dritten Museum innerhalb eines Tages.
In Genua fahren viele Autos, Mopeds, Motorräder und Busse. Ich habe pro Woche vielleicht einen Fahrradfahrer gesehen, den ich stets für lebensmüde gehalten habe. Im Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr ist alles enthalten, sodass man von einem Ende der Stadt zum anderen kommen sowie die Metro und die Stadtaufzüge (manche genuesischen Viertel sind vertikal durch Fahrstühle miteinander verbunden) benutzen kann.
Das Praxissemester hat meine Erwartungen um Längen übertroffen, sodass ich nur jedem empfehlen kann, die Möglichkeit eines mit schulischer Arbeit verbundenen Auslandsaufenthaltes zu nutzen.