Bukarest, Rumänien (DAS)

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Deutsche Schule Bukarest, Rumänien (Biologie/ Sozialkunde)

Der Schulhof, Sarmale mit Mămăligă (Polenta) und der Cismigiu-Park

Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: August 2022 – Februar 2023 (WiSe 2022/23) | Schulhomepage: HierExterner Link

Vorbereitung des Auslandspraktikums

Ich habe bereits weit im Voraus, im Laufe des zweiten Semesters, nach Schulen im Ausland Ausschau gehalten und erste Schulen kontaktiert. Leider habe ich zu Beginn oftmals gar keine Antwort bekommen oder nur Absagen. Wichtig ist es da oft auch, auf die Fristen zu achten. Viele Schulen haben zu den Bewerbungen für Praktika feste Fristen, zu denen sie antworten. Bei der Deutschen Schule in Bukarest habe ich am Ende ungefähr ein halbes Jahr vor dem Praxissemester im Ausland angefragt und sehr schnell eine Einladung zu einem Gespräch per Zoom bekommen und dann auch direkt eine Zusage erhalten. Die formale Bestätigung an das ZLB mit den Dokumenten hat dann durch verschiedene Kleinigkeiten ein bisschen gedauert, hat aber ohne Probleme funktioniert.

In Rumänien müssen für Praktika etc. Verträge geschlossen werden, dazu habe ich mit der Schule einen Standard-Pro-Forma-Vertrag unterschrieben. Damit musste ich mich dann bei den örtlichen Behörden anmelden, wobei ich allerdings von der Schule unterstützt wurde. Mit der Anmeldung (die sehr viel Zeit braucht, da die rumänischen Behörden zumindest in Bukarest überlastet sind) bekommt man auch eine Arbeitserlaubnis und eine Registrierungsnummer für Rumänien, die dann mehrere Jahre gültig ist und oftmals für ein Konto oder ähnliches vor Ort gebraucht wird. Ein Visum ist nicht erforderlich, da Rumänien in der EU liegt, aktuell gibt es allerdings noch Grenzkontrollen, da Rumänien bisher noch nicht dem Schengen-Raum beitreten durfte. Das kann sich allerdings in naher Zukunft ändern.

Ich habe eine Reisekrankenversicherung für die Zeit in Rumänien abgeschlossen, bei der HUK24 für insgesamt 360€. Die HUK24 ist ein reiner Online-Versicherer.

Ich bin wenige Tage vor der Vorbereitungswoche angereist, in Absprache mit der Schule. Ich habe von der Schule eine Wohnmöglichkeit gestellt bekommen und war daher darauf angewiesen, dass jemand von der Schule da ist, um in die Wohnung zu kommen. Das war erst gegen Ende der Sommerferien der Fall, was allerdings mit meinen Plänen vor Ort in Jena ganz gut zusammengepasst hat. Angereist bin ich mit dem Flugzeug, es gibt Direktflüge nach Bukarest unter anderem von Berlin, Frankfurt und Nürnberg mit der Lufthansa oder günstigeren Airlines wie Ryanair oder WizzAir. Es gibt auch die Möglichkeit, mit dem Zug zu fahren, dafür ist dann entsprechend mehr Zeit einzuplanen. Die Kosten sind von der gewählten Reisemöglichkeit und dem Buchungszeitpunkt abhängig. Für den Hinflug habe ich mit Gepäck 150 € bezahlt, die Rückreise mit der Bahn hat mich nur etwa die Hälfte gekostet, allerdings bin ich auch in mehreren Etappen zurückgefahren. Die Reisen lassen sich gut auf den Webseiten der entsprechenden Anbieter buchen, die rumänische Bahn hat auch eine englische Website, die ungarische Bahn hat eine deutsche Webseite, bei Flügen empfehlen sich die gängigen Vergleichsportale.

Bei Bukarest sollte man beachten, dass es im Sommer sehr warm und schwül ist, im Winter hingegen Temperaturen um und unter dem Gefrierpunkt an der Tagesordnung sind. Flexible Kleidung ist also von Vorteil.

Das rumänische Schuljahr beginnt am ersten Montag im September, die DSBU hat bereits am 01. September begonnen. Ich war ungefähr anderthalb Wochen vorher da, um die Stadt zu erkunden und die Vorbereitungswoche mit zu machen.

Ansonsten gilt das übliche: wichtige Dokumente fotografieren und in die Cloud laden. Der Handytarif kann ohne weiteres vor Ort genutzt werden, da für Roaming im EU-Raum keine weiteren Kosten anfallen. Adapter für die Steckdosen sind nicht notwendig. Wer möchte: im Institut für Romanistik in Jena gibt es eine Professur für Rumänisch. Wer sich rechtzeitig informiert, kann dort (kostenlos) einen Sprachkurs über Friedolin belegen.

Unterkunft

Die Schule hat ein Haus angemietet, um Wohnplätze für Praktikanten und Freiwillige zur Verfügung zu stellen. Dort wurde dann in WG’s gewohnt. Die Wohnung war mit dem Bus in ca. 20-30 Minuten von der Schule zu erreichen und kostenlos.

Finanzen

Rumänien ist günstiger als Deutschland im täglichen Leben. Für ein komplettes ÖPNV-Ticket für Bukarest für 6 Monate habe ich ungefähr 140 Euro bezahlt. Für die meisten täglichen Fahrt reicht auch ein einfacheres Ticket aus, welches einiges günstiger ist. Miete habe ich keine gezahlt, da die Wohnung von der Schule vergeben wurde. Ansonsten muss man mit Preisen rechnen, die etwas über denen in Jena liegen. In Rumänien sind WG’s nicht so weit verbreitet, es werden aber häufiger einzelne Zimmer vermietet. Für Lebensmittel und weitere Lebenshaltungskosten habe ich ungefähr 300 Euro im Monat ausgegeben, Mittagessen gibt es in der Schule kostenlos.

Ich habe Auslandsförderung über mein Stipendium bei der Friedrich-Ebert-Stiftung bekommen. Die Fördersumme lag bei meinem Bafög-Satz, einer Studienkostenpauschale von 300 € sowie einer Auslandspauschale in Höhe von 350 € bei ungefähr 1350 € monatlich. Die Lebenshaltungskostenkonnten damit ohne Probleme gedeckt werden.

Es gibt immer mal wieder die Möglichkeit, an der Schule kleinere Nebentätigkeiten zu übernehmen, wie Nachhilfe und ähnliches. Das regelt man am besten vor Ort.

Wichtig ist: in Rumänien gibt es keinen Euro, sondern Rumänische Lei (RON). Der Wechselkurs liegt etwas unter 1:5 (also 1 € für etwas weniger als 5 RON). Hilfreich ist eine Kreditkarte, da dort bei Kartenzahlungen in der Regel keine oder deutlich geringere Währungswechselgebühren anfallen, die ansonsten pro Zahlung abgerechnet werden und sich durchaus zu einer größeren Summe sammeln können, wenn man regelmäßig mit der Girokarte bezahlt.

Leben an der Schule

Ich habe von der Schule vor Ort eine Mentorin bekommen, konnte bei Problemen oder Fragen ohne weiteres zu den zuständigen Personen gehen und die Fragen auf dem kurzen Dienstweg klären. Die Zusammenarbeit mit den anderen Lehrkräften war sehr gut.
Der typische Praktikumstag ist sehr an den Bedürfnissen der Praktikantinnen und Praktikanten und ihren Vorgaben ausgerichtet und dadurch sehr individuell und veränderlich. Sofern keine besonderen Termine mit der Schule abgesprochen wurden, gibt es neben den Vorgaben auch keine Anwesenheitspflicht, maximal zu besonderen Terminen.

Im Gymnasialzweig der Schule werden momentan 158 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die Klassen sind 6 bis 24 Schülerinnen und Schüler stark. Die kleinen Jahrgänge sind allerdings die Ausnahme, da sie noch aus den Anfangszeiten der Schule stammen und momentan in der Oberstufe sind. Die jüngeren Klassenstufen sind deutlich größer, mit dem Wechsel in das neue Schulgebäude werden auch in Zukunft mehr Bewerberinnen und Bewerber aufgenommen, so dass die Schule wächst. Die Atmosphäre im Kollegium war gut, ebenso der Kontakt zu den anderen Praktikanten. Die Schule ist durch den Neubau gut ausgestattet. In allen Klassen gibt es elektrische Tafeln, dazu gibt es einen Computerraum, zwei Musikräume, ein Chemielabor und ein Physiklabor, die zunehmend ausgestattet werden. Auf Anfrage konnte ich alles für den Unterricht nutzen.

Im Kollegium gibt es eine große Offenheit, sich auch außerhalb der eigenen Stunden einzubringen und bei verschiedenen Lehrkräften auch außerhalb des eigenen Fachbereichs zu hospitieren oder zu unterstützen. Auch in meinen eigenen Fachbereichen lief die Zusammenarbeit sehr gut und ich hatte die Möglichkeit, mich vielfältig nach meinen Vorstellungen einzubringen.

Freizeit

Bukarest als Hauptstadt bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Neben vielen Museen gibt es viele Konzerte verschiedenster Musikrichtungen und insbesondere in der Innenstadt auch viele gute Cafés, Restaurants und Bars. Die rumänische Küche ist sehr zu empfehlen, allerdings muss man nach vegetarischen oder gar veganen Alternativen oft eine Weile suchen – die Suche lohnt sich aber; insbesondere Papanași (ein rumänisches Dessert, eine Art Krapfen in Donut-Form) und Sarmale (Krautrouladen aus fermentiertem Kohl, gefüllt mit einer Mischung aus Reis und Hackfleisch oder Gemüse).

Zu empfehlen sind gerade im Sommer die großen Parks, die es überall in der Stadt gibt, die Grünflächen sind generell etwas kühler und sehr schön gestaltet.
Neben dem Praktikum war ich insbesondere in den Ferien und an den Wochenenden des Öfteren unterwegs. So habe ich in den Herbstferien Siebenbürgen bereist und war an (verlängerten) Wochenenden in Iași, am Schwarzen Meer, in Craiova, Brașov/Kronstadt sowie in Bukarest selbst unterwegs. Auf der Rückreise bin ich noch nach

Timișoara und Budapest gefahren. Insbesondere Siebenbürgen/Transsilvanien mit seiner alten deutschen Kultur, der sehr schönen Landschaft, seinem historischen Erbe und vielen schönen Städten, die teilweise UNESO-Weltkulturerbe sind, ist sehr zu empfehlen. Für die Reise muss man allerdings gut planen, viele Züge fahren nur einmal am Tag, und nicht alle Orte sind mit der Bahn zu erreichen. Mietwagen und Taxen gibt es allerdings wie in Deutschland.

Allgemein

Lasst euch auf das Abenteuer Rumänien ein. Insbesondere für europäische Verhältnisse ist es oft ein Abenteuer, ohne aber die Komfortzone der europäischen Standards komplett zu verlassen. Rumänien ist ein unglaublich schönes und ein unglaublich spannendes Land, welches durch die Einflüsse verschiedenster Kulturen im Laufe der Geschichte unglaublich vielseitig ist und verdammt viel zu bieten hat. Dieses Land ist verrückt, aber auf eine gute Art und Weise.

Ich habe mich vor Ort bis auf eine Ausnahme nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt, sowohl zur Schule als auch auf Reisen. Es benötigt insbesondere auf Reisen etwas mehr Planung und etwas mehr Geduld, da die rumänische Staatsbahn nicht die schnellste ist. Dafür wird man an vielen Stellen mit landschaftlich sehr reizvollen Strecken belohnt (wenn auch mit einem Durchschnittstempo, dass man parallel Blumen pflücken könnte).

Ich bin froh, dass ich mich darauf eingelassen habe. Vielleicht hätte ich mich diesem Land noch mehr widmen sollen. Aber es bietet sich immer die Möglichkeit für einen neuen Besuch.