Bratislava, Slowakei (DAS)
Deutsche Schule Bratislava, Slowakei (Wirtschaftslehre/Recht/ Sport)
Sonnenuntergang an der Donau
Foto: Aus dem ErfahrungsberichtZeitraum: September 2024 - Januar 2025 (WiSe 2024/15) | Schulhomepage: hierExterner Link
Vorbereitung des Auslandspraktikums
Die Kontaktaufnahme mit der Schule verlief schnell und einfach per Mail. Ich habe die Schule erst kurz vor der Deadline der Universität kontaktiert und innerhalb von 3 Tagen wurde mir das erste Mal geantwortet. Danach verlief der Mailverkehr sehr unkompliziert und flüssig. Mails wurden am selben Tag beantwortet und notwendige Dokumente sofort ausgefüllt und unterzeichnet. Der Praktikumsplatz wurde mir nach einem Vorstellungsgespräch per Zoom bestätigt. Die freundliche und hilfsbereite Art hat mich überzeugt nach Bratislava zu gehen. Bis auf ein polizeiliches Führungszeugnis musste ich nichts beantragen. Eine Auslandskrankenversicherung habe ich bereits besessen. Eine private Unfall- und Haftpflichtversicherung, die im Ausland gilt, sollte vorhanden sein. Für die EU benötigt man kein Visum.
Alle weiteren Anträge waren dann für die finanzielle Förderung des PSA. Dies hat etwas Zeit in Anspruch genommen. Man sollte rechtzeitig anfangen, sich alle Unterlagen einzuholen. Vor meiner Abreise habe ich noch einen Nachsendeauftrag für die Post eingerichtet, sodass ich keine wichtigen Briefe verpasse. In einer WG können die Mitbewohner diesen Part übernehmen.
Bratislava erreicht man am besten mit dem Auto oder dem Zug. Die Tickets kosten auch nicht allzu viel, wenn man rechtzeitig bucht. Ein kleiner Tipp, schaut immer auf den Websites der anderen Unternehmen, nicht nur bei der DB. Teilweise sind die Tickets bei der Tschechischen, Österreichischen oder Ungarischen Bahn günstiger.
Das Schuljahr und damit mein PSA begann im September. Ich bin eine Woche eher nach Bratislava gezogen, um die Vorbereitungswoche mitzumachen. Dies war ein voller Erfolg. Ich konnte stressfrei die Schule, das Kollegium und die Stadt kennenlernen, bevor es dann richtig losging. Es hätte auch noch eine Woche eher sein können, da wir jeden Tag von 8:00 bis 16:00 Uhr Einführungsveranstaltungen hatten.
Nachmittags war ich dann ziemlich geschafft von den ganzen Eindrücken, sodass ich nicht so viel, wie erwartet von der Stadt gesehen habe. Das wurde in den nächsten Wochen nachgeholt. Durch das kontinentale Klima ist es im Sommer sehr warm und im Winter kalt. Eine Garderobe, die beides abdeckt, ist Pflicht. Wanderschuhe, sowie Tracking- und Skisachen können gerne eingepackt werden. Die Badehose für den Sommer kann ich ebenfalls sehr empfehlen. Es gibt einige Seen, in denen man gut baden kann. Ansonsten benötigt man keine speziellen Dinge für ein PSA in Bratislava.
Unterkunft
In meiner Zeit in Bratislava habe ich in einer 4er WG gewohnt. Der Kontakt zu meiner Vermieterin wurde mir von einem ehemaligen Praktikanten vermittelt. Die Vermieterin hat einige Wohnungen in Bratislava. Preislich war das Zimmer mit 330 Euro noch vergleichsweise günstig und in einer guten Lage. Weitere Zimmer und Airbnbs haben 500 bis 600 Euro gekostet.
Mit dem Bus habe ich 30 Minuten zur Schule benötigt und 15 Minuten ins Stadtzentrum. Zu Fuß hatte ich in einem Umkreis von 10 Minuten 3 Supermärkte und war in 3 Minuten am Bahnhof. Allerdings hatte ich mit den Mitbewohnern nicht so viel Glück und würde die Wohnung deshalb nicht weiterempfehlen. Sie konnten kein Deutsch oder Englisch und die Wohnung hat nicht meinen Hygienestandards entsprochen. Mit einer Grundreinigung war es erst einmal okay, aber wäre ich länger in Bratislava geblieben, hätte ich mir etwas anderes gesucht. Doch das ist auch nicht so einfach. Der Wohnungsmarkt ist sehr beschränkt, wenn man zentrumsnah und halbwegs kostengünstig wohnen möchte. Ich habe nur wenig Angebote gefunden, obwohl ich zeitig geschaut habe. Vieles hat sich erst kurz davor ergeben. WG-Gesucht gibt es leider nicht und alles läuft über Makler oder Facebook. Dies macht es deutlich schwerer, wenn man nicht vor Ort ist. Deswegen würde ich immer zuerst bei der Schule anfragen und einen Kontakt vermitteln lassen.
Finanzen
Meine monatlichen Ausgaben haben im Schnitt 900 Euro betragen. Dazu zählen die Miete von 330 Euro und Lebensmittelkosten von ca. 200 Euro. Der Rest wurde für Freizeitaktivitäten und Verkehrsmittel verwendet. Es ist normal, dass man in diesem Zeitraum etwas über seinen Verhältnissen lebt, um möglichst viel zu erleben. Ich habe mich vorher darauf eingestellt, mehr Geld auszugeben.
Dafür habe ich gearbeitet und gespart sowie Förderungen bekommen. In meinem Fall habe ich durch BAFöG und Erasmus+ ca. 750 Euro erhalten. Somit wurde der Großteil meiner Kosten gedeckt. Eine rechtzeitige Beantragung ist notwendig und auch empfehlenswert. Denn auf das BAFöG-Geld musste ich bis nach dem Ende meines PSA warten. Die Erasmusförderung kam hingegen schon am Anfang des PSA. Es ist möglich mit der Schule über eine weitere Vergütung zu sprechen. Der Vorstand kann schauen, ob finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und man gegebenenfalls eine AG anbieten oder im Hort mithelfen kann.
Die Slowakei ist in der Währungsunion, was das Zahlen mit dem Euro ermöglicht und uns keine Probleme bereitet. Fast überall kann man mit Karte zahlen und wenn man kostenlos Geld abheben möchte, sollte man eine EC-Karte beantragen, die diese Funktion anbietet.
Leben an der Schule
Es gab reichlich Unterstützung von Seiten der Schule - sei es das Fachliche oder Organisatorische. Ich konnte mich stets an meine Mentoren wenden. Aber auch an die Verwaltung, welche mir bei Kleinigkeiten wie der Monatskarte geholfen hat. Sie haben mir einen Studentenstatus gegeben und ein offizielles Dokument geschrieben. Sie wären aber auch mitgekommen, falls es Probleme gegeben hätte. Denn nicht alle konnten Englisch sprechen. Dasselbe gilt für Amtsgänge oder alltägliche Probleme.
Die Vorbereitungswoche hat mir geholfen, mich in der Schule zurecht zu finden und mit den ganzen Voraussetzungen vertraut zu machen. Auch hier konnte ich auf große Unterstützung meiner Mentoren und des gesamten Kollegiums vertrauen. Ihnen lag es ebenso am Herzen, dass ich Bratislava kennenlerne und so habe ich viele Tipps für meine Freizeitgestaltung erhalten.
Die DSB ist ein kleines Gymnasium mit einem integrierten Kindergarten und einer Grundschule im Haus. Das Ganze macht es sehr familiär. Insgesamt sind es 400 Kinder, wobei die Klassen 1 bis 5 und Klasse 7 zweizügig sind. Die restlichen Klassen sind einzügig. Eine Klasse hat 16 bis 25 SuS, wobei die meisten Klassen eher kleiner sind. Alle Fächer werden auf Deutsch unterrichtet und die SuS werden dazu angehalten Deutsch zu sprechen. Dies ist nicht immer zu 100% umsetzbar, gerade wenn es zu Diskussionen kommt. Dann rutschen einige Kinder ins Slowakische. Doch auch hier reicht eine kurze Nachfrage und es wird wieder ins Deutsche gewechselt. Ich kann kein Slowakisch und hatte keine Probleme mich zu verständigen.
Die SuS hatten immer sehr lang Unterricht, denn zu den normalen Fächern kommt noch der Slowakisch-Unterricht dazu. Entweder für Muttersprachler oder als Fremdsprache. Der reguläre Unterricht startet 8:00 Uhr und endet 15:35 Uhr. Ich bin immer 6:30 Uhr aufgestanden, um den Bus kurz nach 7:00 Uhr zur Schule zu nehmen. Je nachdem, welches Fach ich als erstes hatte, bin ich ins Lehrerzimmer oder ins Sportlehrerzimmer gegangen, habe noch kurz mit Kollegen gesprochen oder etwas gearbeitet. Nach den ersten beiden Stunden gab es eine Frühstückspause. Mittagessen bin ich in der 7. Stunde gegangen, bevor die letzten beiden Stunden anstanden. Meist habe ich das Schulhaus kurz vor 16:00 Uhr verlassen und war dann 16:30 Uhr zu Hause. Freistunden habe ich immer zur Hospitation oder Stundenvorbereitung genutzt. Ich habe eigene Stunden gehalten, im Teamteaching unterstützt, hospitiert oder vertreten. Wo Hilfe benötigt wurde, habe ich sehr gern geholfen - sei es bei Ausflügen, Projekten oder Aufsichten und Wandertagen.
Generell war ich sehr viel und lang in der Schule, was auch am guten Umfeld lag. Denn das Kollegium an der DSB war sehr offen, nett und hilfsbereit. Ich habe mich sofort integrieren können und war Teil des Teams. Der Einstieg wurde mir sehr leicht gemacht. Aufgrund der Tatsache, dass jedes Jahr viele ADLKs und ständig neue Praktikanten an die Schule kommen, gibt es einen stetigen Durchlauf. Alle sind daran gewöhnt oder befinden sich in derselben Lage. Dies macht es leichter, Anschluss zu finden. Außerdem ist das Kollegium sehr jung, was auch privat zu vielen Überschneidungen und gemeinsamen Interessen geführt hat. Mit anderen Praktikanten und Lehrkräften konnte ich mich regelmäßig im Lehrerzimmer oder den Mittagspausen austauschen. Wenn ich in Ruhe etwas vorbereiten wollte, bin ich in einen der Konferenzräume gegangen. Gemeinsame Aktivitäten mit dem Kollegium wurden mehrfach angeboten. Wir waren bspw. bei Eishockeyspielen, dem Nussknacker (Ballettaufführung), auf dem Weihnachtsmarkt und Wandern.
Die Schule ist sehr digital und in allen Zimmern mit elektronischen Tafeln ausgestattet. Alles läuft über Teams und Edupage. Sowohl die Kommunikation untereinander, mit den SuS, als auch mit den Eltern verlief darüber. Auch die Noten wurden direkt darin eingetragen, sodass alle informiert werden. Die Pushbenachrichtigungen würde ich für das Handy deaktivieren, um nicht permanent erreichbar zu sein. Denn irgendwann hat man auch Feierabend! Für technischen Support war die IT den ganzen Tag im Haus. Von ihnen habe ich auch einen Arbeitslaptop erhalten, welcher sich mit den Tafeln und den Druckern verbinden konnte.
In der Einführungswoche gab es für alle neuen Lehrkräfte eine Schulung im Umgang mit diesen Tools. Jeden Morgen mussten sich sowohl die SuS, als auch die Lehrkraft mit einer Chipkarte ins Zeiterfassungssystem an der Tür einchecken; das Auschecken erfolgte dann beim Gehen. Die Türen wurden ebenfalls mit diesen Chipkarten geöffnet, welche auch gleichzeitig in der Mensa verwendet wurde. Diese sollte man also immer bei sich haben und nicht verlieren.
Freizeit
Für Studenten bietet Bratislava einige vergünstigte Sportangebote. Es lohnt sich eine ISIC Card zu holen und Freizeit- oder Sportangebote wahrzunehmen. Außerdem eignet sich die Umgebung hervorragend, um etwas draußen zu unternehmen - egal, ob Wandern in den Bergen oder Entspannen an der Donau. Es gibt zahlreiche Seen, die man super erreichen und im Sommer nutzen kann. Die Hartgesottenen können auch im Winter Eisbaden gehen. Ansonsten gibt es für die kälteren Monate zahlreiche Schwimmhallen, die man nutzen kann.
Die Karpaten grenzen direkt nördlich an Bratislava und eignen sich hervorragend für Tagesausflüge. Wenn man etwas weiter weg und höher hinaus möchte, kann ich die Hohe Tatra sehr empfehlen. Die Slowakei ist das Land mit der höchsten Dichte an Burgen. Wenn man gern draußen unterwegs ist und Ziele sucht, findet man in der näheren Umgebung immer etwas Neues. Über die Wochenenden bin ich oft in Wien gewesen. Diese wundervolle Stadt erreicht man innerhalb einer Stunde mit dem Bus oder Zug für unter 10 Euro. Auch Budapest ist eine Reise wert. Kulturell haben alle Städte viel zu bieten. Egal, ob man Konzerte besucht, in die Oper geht oder sich Kunstaustellungen anschaut. In Bratislava selbst war ich bei einem Fußball Champions League Spiel von Slovan Bratislava gegen den VfB Stuttgart oder beim Eishockey. Auch die Basketball Nationalmannschaft habe ich mir angeschaut und war bei der Handball EM der Frauen. Wenn man möchte, kann man viele niveauvolle Sportereignisse wahrnehmen.
Ich habe mich nicht bei einem Sportverein angemeldet. Allerdings gibt es viele Facebookgruppen und Angebote für ausländische Studierende oder Einwohner, wo Kurse auf Englisch angeboten und Treffen organisiert werden. Egal, ob Socialrides oder –runs, Yogakurse oder Fußballtreffen: Wer möchte kann sehr schnell findig werden!
Das slowakische Essen ist sehr deftig und fettig, aber auch lecker. Von überbackenem Käse, hin zu verschiedensten Fleischgerichten oder süßen Gerichten war alles dabei. Es gibt zahlreiche traditionelle Restaurants in Bratislava. Wenn man nicht direkt im Stadtzentrum bei den ganzen Touristen isst, sind diese auch ziemlich preiswert. Man sollte unbedingt die Halusky probieren. Das sind Brimsennockerl
(Kartoffelteig) mit Schafsfrischkäse und Speck. Als Nachspeise kann ich Schupfnudeln oder kleine gefüllte Klöße mit Buttersoße und einem Mohn-Zucker-Gemisch empfehlen. Vorsuppen gehören zur slowakischen Kultur und werden ebenfalls überall angeboten. Das spiegelt sich auch im Schulessen wider. Neben einer Salatbar gab es immer eine Vorsuppe und dann das jeweilige Gericht dazu. Das Beste war, ich musste für das Mittagessen in der Schule nichts bezahlen. Ansonsten sind Bier und generell der Alkohol sehr günstig in den Bars der Stadt. Kofola ist eine sehr empfehlenswerte alkoholfreie Variante.
Allgemein
Da die Slowakei Mitglied der EU ist, kann man sein Handy ganz normal weiter benutzen. Dabei sollte das Datenroaming aktiviert und in dem Tarif kostenlos enthalten sein. Ich würde jedoch jedem empfehlen, die automatische Netzauswahl zu deaktivieren. Dadurch dass
Bratislava so nah an der österreichischen Grenze liegt, kann es passieren, dass es sich automatisch einwählt und man kein oder nur schwaches Netz hat. Dann funktioniert das Internet nicht mehr. Doch dieses Problem konnte ich schnell herausfinden und beheben. Viele meiner Kollegen sind auch gerne über die Grenze gefahren, um einkaufen zu gehen. Man muss jedoch bedenken, dass die Läden in Bratislava deutlich länger und auch sonntags geöffnet haben, was ein großer Vorteil gegenüber Österreich ist. Ein Nachteil hingegen ist, dass viele Paketdienste nur mit sehr viel Versandkosten in die Slowakei liefern. Deswegen der Tipp: Bestellt alles zu einer Packstation nach Kittsee und vermeidet dadurch hohe Versandgebühren. Mit dem Rad ist man schnell über die Grenze gefahren und ansonsten fährt auch ein Bus.
Ich habe immer das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz genutzt. Eine Monatskarte für Studenten ist sehr günstig und kostet nur 18 Euro. Zu den Stoßzeiten - am Morgen und Nachmittag - kommen die Busse und Bahnen alle 4 Minuten. Danach sind es 10 bis 15 Minuten. Allerdings kann man mehrere Verbindungen nutzen und wartet nie sehr lange. Bis 0:00 Uhr ist man immer gut angebunden. Falls es mal länger gehen sollte, kommen die Nachtbusse. Diese fahren allerdings deutlich unregelmäßiger und mit größeren Abständen. Zur Not ruft man sich ein Bolt, wenn man aus dem Stadtzentrum heraus möchte. Diese sind ebenfalls nicht sehr teuer und man spart sich etwas Zeit.
Am Anfang meiner Auslandszeit, habe ich noch regelmäßig das Fahrrad genutzt. Wenn man einmal an der Donau ist, kann man auch
hervorragend fahren. Allerdings ist der Weg durch die Stadt mühselig. Diese ist eher für Autofahrer ausgelegt ist und mit zu wenig schönen Radwegen durchzogen. Oft muss man große Straßen mit Fußgängerbrücken überqueren und von den Hauptstraßen abweichen, da an diesen kein Fahrradweg vorhanden ist. Ich würde nicht empfehlen, das Fahrrad über Nacht in Petrzalka stehen zu lassen, sondern es immer ins Haus stellen.
Die Parkmöglichkeiten für Autos sind sehr begrenzt, wenn man keinen Anwohnerparkschein hat. Gerade im Zentrum und in Petrzalka muss man zahlen oder darf gar nicht mit fremden Kennzeichen parken.
Außerdem kann ich jedem PSA-Studierenden nur empfehlen, rechtzeitig mit den Abgaben zu beginnen. Denn am Ende kommen alle auf einmal. Ich habe versucht, die letzten Tage zu genießen und mich von allen ordentlich zu verabschieden. Doch ich musste parallel an den Abgaben sitzen. Das hätte ich mir etwas anders vorstellen können. Letztendlich hat alles funktioniert, es war allerdings nicht so stressfrei. Deshalb macht es besser!