Bilbao, Spanien (DAS)

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Deutsche Schule Bilbao, Spanien (Biologie/ Sport)

Abendlicher Blick über den Fluss Nervion auf das Guggenheim-Museum
Abendlicher Blick über den Fluss Nervion auf das Guggenheim-Museum
Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum:  September 2022 - Januar 2023 (WiSe 2022/23) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Da für mich schon lange feststand, dass ich mein Praxissemester in Spanien absolvieren wollte, habe ich bereits über ein Jahr vor dem geplanten Auslandsaufenthalt mit der Schulrecherche begonnen. Bei der Frage, welche Schulen infrage kamen, hat mir die Homepage des ZLB geholfen. Ich habe mich letztendlich an drei Deutschen Schule in Spanien beworben, zwei Zusagen bekommen und mich für die Deutsche Schule Bilbao (DSB) entschieden.
Obwohl die DSB eine Partnerschaft mit der Humboldt-Universität Berlin hat und ich einen Monat lang keine Rückmeldung erhalten hatte, lohnte sich das Nachfragen. Am selben Tag meiner Nachfrage erhielt ich von der Praktikumskoordinatorin meine Zusage.

Die Anreise per Bus und Bahn ist lang, beschwerlich, teuer und umweltfreundlicher. Weil ich vor Ende der Vorlesungszeit nach Bilbao kommen musste, hatte ich keine Zeit, den Flixbus zu nehmen, sondern habe einen Direktflug der Lufthansa von Frankfurt nach Bilbao gebucht. Das hat mich mit einem aufgegebenen Gepäckstück 115 € gekostet. Nach meiner letzten Präsenzprüfung am Freitag, kam ich am Samstag in Bilbao an, musste mir unter Schlafentzug noch eine Bettdecke kaufen und startete dann am Montag in mein Praktikum. Meine Anfangszeit in Bilbao war daraufhin sehr stressig, da ich noch Online-Prüfungen schreiben musste, während das Praktikum mit all seinen neuen Eindrücken bereits begonnen hatte. Mein gutes Zeitmanagement und meine Struktur haben mir in dieser Zeit geholfen.

Ein Visum für die Reise war nicht notwendig, ebenso wenig wie eine Anmeldung bei den spanischen Behörden. In der Theorie müsste man sich bei einem längeren Aufenthalt zwar für die spanische Identifikationsnummer NIE registrieren, in der Praxis fragt aber niemand danach. Da ich über den DAAD versichert war, musste ich mir auch über die Versicherung keine Gedanken machen. Für die Einreise per Flugzeug war es allerdings notwendig, ein Dokument der Spain Travel Health auszufüllen.

Alle weiteren persönlichen Dokumente, wie Personalausweis, Impfpass, Blutspende-Pass, Kreditkarte, Krankenkassenkarte, Thoska, usw., habe ich für den Fall eines Diebstahls zuhause eingescannt und in meine Dropbox hochgeladen, um jederzeit auf die Kopien zugreifen zu können. Das hat sich auch einmal als sehr hilfreich erwiesen, als ich meine Thoska zuhause vergessen hatte, aber sie durch meine Dropbox digital vorzeigen konnte, und trotzdem einen Studierendenrabatt bekommen habe.

Unterkunft

Meine Unterkunft habe ich etwa einen Monat vor Einzugsdatum über die Seiten pisocompartido.com und idealista.com gesucht und bin auf Idealista fündig geworden. Ein circa 13 m2 großes Zimmer mit kleinem Balkon in einer frisch renovierten 6-Personen-WG mit zwei Badezimmern mitten in der Altstadt von Bilbao, dem Casco viejo, für 450 € warm. Die Wohnung war für mich ideal, da ich die Schule im Stadtviertel Begoña in 25 Minuten zu Fuß erreichen konnte.
In einem kurzen Videoanruf zeigte der Vermieter mir die Wohnung, die allerdings nicht der Wohnung aus der Anzeige entsprach, aber prinzipiell identisch war. Die durchschnittliche Miete für ein Zimmer in einer geteilten Wohnung beträgt 300‑600 €. Viele Wohnungen sind allerdings Zweckgemeinschaften, in den oft der Vermieter mit wohnt, und entsprechen nicht ganz dem Verständnis, was wir von Wohngemeinschaften in Deutschland haben. Einige Freundinnen hatten ihre Zimmer auch über Airbnb gemietet.
Im besten Fall sieht man die Wohnung zumindest in einem Videoanruf oder spricht persönlich mit den Mitbewohnern oder Vermietern und liest den Vertrag gründlich. Man sollte sich aber auch darauf einstellen, dass es auf dem Wohnungsmarkt in Spanien etwas unseriöser und spontaner zugeht als in Deutschland. Verträge werden per WhatsApp verschickt und Bilder oder Informationen aus Wohnungsanzeigen sind nicht hundertprozentig verbindlich. Ich glaube, ich hatte sehr viel Glück mit meiner Wohnung, obwohl ich so spät angefangen hatte zu suchen. Wenn ich ausziehe, übernimmt eine Lehramts-Studentin aus Jena mein Zimmer, die ebenfalls an der DSB ihr Praxissemester absolvieren wird. Der Kontakt entstand über die Praktikumskoordinatorin der DSB.

Finanzen

Da ich nicht mehr BAföG-berechtigt bin, war ich auf ein Stipendium zur ausreichenden Finanzierung meines Praxissemesters angewiesen. Von möglichen Finanzierungsmöglichkeiten habe ich wiederum über die Homepage des ZLB und durch Informationsveranstaltungen des ZLB und des Internationalen Büro erfahren. Ich habe das Stipendium „Lehramt. International“ des DAAD bekommen, was mich finanziell mit 975 €/Monat, einem einmaligen Reisekostenzuschuss von 425 €, sowie einer Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung unterstützt hat. Dieses Stipendium ist goldwert und wurde im Sommersemester 2022 an 306 von 517 Bewerberinnen vergeben. Ohne finanzielle Rücklagen kann es aber selbst mit diesem großzügigen Stipendium knapp werden. Meine Gesamtkosten pro Monat betrugen durchschnittlich 1000 €.

Die Lebensmittelkosten sind vergleichbar mit den Preisen aus Deutschland. Wenn man jedoch auf Café trinken steht, zahlt man sehr viel weniger als in Deutschland. Ein guter Kaffe kostet hier circa 1,60€. Das öffentliche Verkehrsnetz ist hier sehr gut ausgebaut und die Verkehrsmittel kosten sehr wenig. Für eine Fahrt über eine Stunde zahlt man unter einem Euro. Wichtig ist jedoch die Barik-Karte, welche man für einen Preis von 3€ erwerben kann und dann anschließend wie belieben aufladen kann.


Für einen kleinen Nebenverdienst bietet es sich an, sich im Lehrerzimmer umzuhören. Es gibt immer Eltern an der Deutschen Schule, die ihre Kinder nachmittags gern von Deutschmuttersprachlern betreut wissen. Der Lohn kann allerdings sehr niedrig angesetzt sein, hier sollte man sich nicht scheuen, einen angemessenen Preis zu verlangen, denn wer sein Kind auf eine Deutsche Auslandsschule schickt, verfügt über genug Geld.

Leben an der Schule

Bereits am ersten Tag erfuhrt ich, wer meine Ansprechpartner für das halbe Jahr sind. Im Laufe der Zeit, merkte ich allerdings, dass fast das gesamte Lehrerzimmer immer ein offenes Ohr hat und man sich mit jedem über ein Problem austauschen konnte.
Meinen Stundenplan konnte ich mir die ersten zwei Schultage selber einteilen. Dabei half mir die stellvertretende Schulleitung, sodass ich am dritten Tag schon einen geregelten Tagesablauf hatte. Es gab Schultage, an denen ich bereits um acht Uhr zur Schule kam und dann gab es jedoch auch Tage, an denen ich erst um zehn kam und dann bis zum späten Nachmittag Unterricht hatte. Ich war jeden Tag mindestens fünf Stunden in der Schule. War eine Freistunde zwischen den Stunden, hatte ich immer nette Gespräche mit anderen Kollegen.

Die Klassenstärke ist in jeder Klassenstufe unterschiedlich. Es sind ungefähr 20-28 SuS in einer Klasse. Die technische Ausstattung ist sehr gut. Es gibt in jedem Klassenzimmer Whiteboards und dazugehörige Beamer. Außerdem gibt es reine iPad Klassen. In den Klassen, in denen die SuS noch kein iPad besitzen, besteht die Möglichkeit sich als Lehrperson welche für die Klasse zu reservieren, denn die Schule verfügt über zwei Sätze iPads und einen Satz Chromebooks.

Für die Lehrpersonen, gibt es einen Stillarbeitsraum, in welchem circa 10 PCs stehen, die wir als Praktikant*innen jederzeit nutzen dürfen.

Alle Lehrpersonen waren sehr offen und es bestand die Möglichkeit bei jedem Lehrer in den Unterricht zu schnuppern. Zudem bekam ich die Möglichkeit bei Fortbildungen, welche von der Schule angeboten wurden, dabei zu sein.

Freizeit

An dieser Stelle kann ich gar keine konkreten Empfehlungen geben. Alles lohnt sich auszuprobieren: vom klassischen Besuch des Guggenheim-Museums über einen Strandtag in Sopela oder eine Kneipentour im Casco Viejo bis hin zum Erklimmen des Pagasari, einem an Bilbao angrenzenden Berg.

Für den Anfang empfiehlt es sich, an Veranstaltungen der Organisationen Erasmus Student Network Bilbao und Happy Erasmus Bilbao teilzunehmen. Dort findet man schnell Anschluss und kann günstig und in guter Gesellschaft schöne Ausflugsziele erreichen. Sie bietet in Bilbao fast jedes Wochenende Fahrten in das Umland für sehr wenig Geld an.

Ich bin außerdem dem Ultimate Frisbee Verein in Getxo beigetreten, um meinen Sport auch im Ausland fortzuführen. Des Weiteren kann man auch einfach und schnell Kontakte mit den anderen Praktikantinnen und Freiwilligendienstlern an der Schule knüpfen.

Es lohnt sich meiner Meinung nach auch sehr, die Umgebung rund um Bilbao und weiter entfernt zu erkunden. Entweder man wandert die Küste zwischen Plentzia und Sopela entlang, fährt mit dem Zug nach Mundaka, einem hübschen Hafendorf, oder mietet sich ein Auto, um in den Nationalpark Picos de Europa in Asturien zu fahren. Die Provinz Asturien hat es mir landschaftlich besonders angetan und ich war mehrmals dort.

Nicht zu vergessen ist, dass Bilbao im Baskenland liegt und sich sowohl landschaftlich als auch kulturell vom Rest Spaniens unterscheidet. Wer im Sommersemester da ist, kann während des Baskenfestivals im April ein Stück der baskischen Kultur kennenlernen. Weitere sehenswerte Veranstaltungen in Bilbao sind das mehrtägige BBK-Festival im Juni auf dem Berg Kobetamendi oder die Semana Grande im August, das größte Straßenfest Bilbaos.

Allgemeines

Folgende Tipps kann ich dir mitgeben:

  • Achte bei der Prüfungsanmeldung für das Semester vor deinem Praxissemester darauf, wann die Prüfungstermine sind und ob sie sich mit dem Schulstart im Ausland überschneiden. Mit einigen Dozierenden kannst du frühzeitig individuelle Vereinbarungen treffen.
  • Solltest du dich beim DAAD für ein Stipendium oder ähnliches bewerben, sei sehr sorgfältig. Schon ein fehlendes Dokument führt zum Ausschluss aus dem Bewerbungsverfahren, ohne dass du dich erneut bewerben kannst. Das musste ich schon einmal schmerzlich merken, weshalb ich mir bei dieser Bewerbung besonders viel Mühe gegeben hatte.
  • Wenn du die Wahl hast, miete keine Zimmer mit einer Mindestvertragslaufzeit, damit du im Zweifelsfall schnell wieder ausziehen kannst.
  • Und zuletzt ein Tipp für deine universitären Pflichten: Erstelle die vorher eine genaue Übersicht über alle Aufträge und Abgaben, die du während deines Praxissemesters zu leisten hast. Schreibe dir auch die genaue Aufgabe sowie die Abgabefrist in das Dokument. Manchmal hast du auch Beobachtungsaufträge über einen längeren Zeitraum oder brauchst viel Vorlaufzeit, um z.B. einen bestimmten Unterrichtsauftrag durchzuführen. Man verliert während des Praktikums schnell den Überblick darüber.
  • Lege dich am Anfang deines Praktikums auf einige Klassen fest, in den du häufiger hospitieren und unterrichten wirst. Ich habe bereut, dass ich nicht länger in einer Klasse war.
  • Für deine Packliste empfehle ich dir, Regenschirm und Sonnenbrille einzupacken, da du mit Sicherheit beides brauchen wirst. Und reise nicht mit randvollen Koffern ins Ausland. Am Ende hat man immer mehr als am Anfang. Ich habe zusätzlich zu meinem Backpacker‑Rucksack ein Paket nach Bilbao geschickt, um nicht mit zwei Gepäckstücken anreisen zu müssen und weil es billiger war. Ein bis zu 20 kg schweres Paket kann für 32 € per DHL von Deutschland nach Spanien geschickt werden.
  • Meine Erst-Kontaktaufnahme mit den Schulen erfolgte über die Weihnachtsfeiertage. Damit deine Bewerbung nicht übersehen wird, empfehle ich dir, sie nicht über die Ferien abzuschicken. Dafür lohnt sich auch ein Blick auf die Schulferien deiner zukünftigen Schule.

Ich wünsche dir ein großartiges Praxissemester im Ausland, schätze die Erfahrung!