Hier erfahren Sie aus erster Hand, was Lehrkräfte rückblickend über ihre Zeit im Ausland zu berichten haben und wovon sie noch heute als professionelle Lehrende profitieren, denn ein Auslandsaufenthalt hat auch für Lehrende imense Vorteile.
Sie sind neugierig auf einen Auslandsaufenthalt im Lehramt geworden?
Dann klicken Sie hier, um verschiedene Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalt im Lehramt kennenzulernen.
Moritz Philipp, Lehrkraft für die Fächerkombination Sozialkunde und Französisch
Mein Name ist Moritz Philipp und ich unterrichte am Heinrich-Hertz-Gymnasium in Erfurt Sozialkunde und Französisch. Während meines Studiums und auch danach habe ich an Auslandsprogrammen teilgenommen, die mich zwei Mal nach Frankreich und einmal nach Ägypten brachten. Als Fremdsprachenlehrkraft wurde ich vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD) als Deutschassistent nach Grenoble, Frankreich, geschickt. Dort unterstützte ich die Deutschlehrerinnen vor Ort in zwei Collège (in etwas Sek I) und in einem lycée (in etwa Sek II) und gab auch eigenen Deutschunterricht.
Im Rahmen des Praxissemesters der Friedrich-Schiller-Universität wurde ich vom Goethe-Institut mit dem Programm „Schulwärts“ nach Kairo, Ägypten, geschickt. Dort absolvierte ich ein viermonatiges Praktikum in meinen beiden Fächern an der Modern Education School (MES), die mit der deutschen Schulform Gymnasium vergleichbar war. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens zog es mich wieder nach Frankreich, diesmal vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) entsandt, um in Nantes als Sprachassistenz Deutschunterricht an Hochschulen und einem deutsch-französischen Institut zu geben.
Neben den vielfältigen interkulturellen Erfahrungen, die ich in diesen drei Aufenthalten sammeln konnte, würde ich v.a. die zahlreichen Unterrichtserfahrungen und die Bestätigung meines Berufswunsches positiv hervorheben. In Ägypten wurde ich das eine oder andere Mal aufgrund meiner mangelnden Arabischkenntnisse vor Herausforderungen gestellt, die aber meinen Erfahrungsschatz bereichert haben.
Gerade als Sprachenlehrer ist es meines Erachtens unabdingbar mindestens ein Jahr im zielsprachigen Land zu verbringen, um neben der Optimierung der eigenen Sprachenkenntnisse so viel wie möglich landeskundliche und interkulturelle Eindrücke aufzusaugen. Dadurch gewinnt der eigene Unterricht an Authentizität, wenn neben dem Sprachenlernen auch noch eigene Erlebnisse die SuS motivieren, selbst ins Zielland zu reisen.
Ich bin ein Befürworter des obligatorischen Auslandsjahres für Sprachenlehrkräfte, aber auch allen anderen Studierenden kann es nur wärmstens ans Herz gelegt werden, diesen Schritt zu wagen. Der Blick von außen auf Deutschland und die eigene Identität schärft die Reflexionsfähigkeit und das Hinterfragen des eigenen Handelns.
Victoria Wiethaler, Lehrkraft für die Fächerkombination Deutsch und Geografie
Mein Name ist Victoria und ich habe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Fächer Deutsch und Geografie studiert. Am 23.6.21 habe ich mein Referendariat an einer Berliner ISS (integrierte Sekundarschule; 7.-13. Klasse) abgeschlossen und stehe seitdem endlich mit beiden Beinen im LehrerInnenberuf.
Während des Studiums habe ich die Gelegenheit genutzt, mein 6-monatiges Praxissemester an einer deutschen Schule im Ausland zu erleben. Hierfür hatte ich die Deutsche Schule Sevilla gewählt, welche, wie sich erst während des Aufenthalts herausstellte, keine Deutsche Schule im klassischen Sinne ist, da die SchülerInnen zwar verschiedene Deutsche Sprachdiplome, jedoch keine deutschen Schulabschlüsse erwerben können.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse während des Lehrens und Lernens mit den zum Großteil spanischstämmigen SchülerInnen war, vor welcher Herausforderung Kinder und Jugendliche stehen, die Deutsch nicht nur lernen, sondern auch in dieser Fremdsprache unterrichtet werden. Diese Erkenntnis hilft mir in meinem heutigen LehrerInnenalltag, die sprachlichen Probleme der SchülerInnen mit Migrationshintergrund nachzuvollziehen und zeigt mir die Wichtigkeit eines sprachlichen Vorbildes, die wir als Lehrpersonen haben - unabhängig von der Herkunft der SchülerInnen. Durch den Einblick in ein anderes Schulsystem wurden mir die Augen geöffnet, dass in unserem deutschen Schulsystem nicht alles schlecht läuft. Hierbei rede ich beispielsweise von angestrebter Methodenvielfalt, hoher SchülerInnenaktivität oder der Ausbildung von Reflexionsfertigkeiten im Unterricht. Diese sind nur einige der didaktischen Möglichkeiten, die sich im spanischen Schulsystem nicht durchgehend finden lassen. Sehr beeindruckt war ich von der zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Lehrpersonen und SchülerInnen. Der Alltag in der spanischen Schule ist von Umarmungen, „Haareverwuscheln“ oder einem „Hand-auf-die-Schulter-legen“ geprägt. Ein Verbot des körperlichen Kontaktes scheint es genau so wenig zu geben wie ruhige Klassenzimmer. Die Lautstärke war brutal und hat mich lautstark daran erinnert, dass Kinder und Jugendliche vor mir sitzen mit individuellen Problemen und Sorgen und auch einer Stimme, die etwas beizutragen oder zu erzählen hat.
Ich kann das Praxissemester oder einen anderweitigen Aufenthalt im Ausland während des Lehramtsstudiums nur jedem empfehlen. Er öffnet die Augen für den Beruf, mit all seinen Schwierigkeiten wie Multikulturalität, Integration und Heterogenität. Er gibt die Möglichkeit, über seinen persönlichen und beruflichen Tellerrand hinauszublicken und viele Dinge, die theoretisch im Studium vermittelt werden, zu hinterfragen. Besonders aber ist es eine Lebenserfahrung, die dich persönlich und beruflich einen riesen Schritt nach vorne katapultiert und dich definitiv nicht dümmer nach Hause schickt.
Dana Zeilstra, Lehrkraft für die Fächerkombination Deutsch und Englisch
Mein Name ist Dana Zeilstra und ich unterrichte die Fächer Deutsch und Englisch am Gymnasium. Durch das Stipendium der deutsch-amerikanischen Fulbright Kommission durfte ich zehn Monate lang die nordamerikanische Kultur und Lebensweise kennenlernen.
Mein Aufenthalt in Iowa, USA hat mir nicht nur die Möglichkeit zum Ausbau meiner englischen Sprachfertigkeiten geboten, sondern konnte mich auch in meinem professionellen Handlungswissen bereichern. Als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache an einem College durfte ich Teil eines spannenden akademischen Teams sein, den Austausch unter Professoren genießen und neue Lehrerfahrungen sammeln. Das Sprichwort „andere Länder, andere Sitten“ trifft auch auf den pädagogischen Bereich zu und so konnte ich mir einige neue Methoden und Sozialformen, besonders im digitalen und multimedialen Bereich, abschauen. Ein Auslandsaufenthalt ist daher nicht nur eine Bereicherung für Studierende der Fremdsprache, sondern bietet Lehramtsstudierenden die Chance, sich und ihre Lehrpersönlichkeit zu finden sowie grandiosen (bilingualen) Unterricht umzusetzen.
Miriam Ullmann, Lehrkraft für die Fächerkombination Spanisch und Französisch
Mein Name ist Miriam Ullmann und ich habe die Fächer Spanisch und Französisch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert, um an Gymnasien zu unterrichten. Während meines Lehramtsstudiums habe ich mehrere Möglichkeiten genutzt, um Auslandserfahrungen zu sammeln. Zum einen absolvierte ich das Praxissemester an einer US-amerikanischen Schule, der E.E. Waddell Language Academy in Charlotte, North Carolina, welche sich speziell der Vermittlung von Fremdsprachen nach dem Immersionsprinzip (Prinzip der Muttersprache) widmet. Abgesehen von einem völlig neuen Schulsystem war es für mich wahnsinnig interessant zu sehen, wie intuitiv vor allem junge Lernende Sprache verinnerlichen und benutzen. Diese wertvolle Erfahrung möchte ich in meinen späteren Unterricht einbringen, um ihn lebendiger und lernerfreundlich zu gestalten.
Zum anderen verbrachte ich im Anschluss daran 6 Monate in Grenoble, Frankreich, und arbeitete an 3 verschiedenen Schultypen als Fremdsprachenassistentin. Hier bot sich mir wieder die Gelegenheit, in ein neues Schulsystem einzutauchen. Darüber hinaus nahm ich in der Funktion als Fremdsprachenassistentin eine neue Position ein. Niemals zuvor hatte ich meine deutsche Muttersprache als Fremdsprache vermittelt und in einem solchen Maß über meine Herkunft und Kultur reflektiert.
Ich bin überzeugt davon, dass meine Auslandsaufenthalte für meinen weiteren beruflichen Werdegang einen immensen Mehrwert haben. Systemische Unterschiede, pädagogische Handlungsmuster und didaktische Methoden verschiedenster Art haben mich in meiner Rolle als Lehrerin geprägt. Diese Erfahrungen haben meine Vorstellung über Schule bereichert und mir geholfen, stets an mir zu arbeiten und über meinen Unterricht zu reflektieren. Darüber hinaus habe ich unglaublich viel über die jeweiligen Länder und Menschen gelernt, sodass ich auch im Hinblick auf persönliche Eigenschaften enorm gewachsen bin. Bis heute vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht gerne in Erinnerungen schwelge.
Carolin Staudt, Lehrkraft für die Fächerkombination Englisch und Deutsch
Mein Name ist Carolin Staudt, ich bin Gymnasiallehrerin für Englisch und Deutsch und habe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert.
Vor dem Studium habe ich die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes in England genutzt, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Dabei war ich 2012/2013, im Rahmen des Programms KulturLife, als Demi-Pair in Norwich. Demi-Pair bedeutet, dass ich ein Au-Pair war, aber auch gleichzeitig eine Sprachschule besucht habe. Durch die Sprachschule konnte ich gezielt an meiner Sprachqualität arbeiten, wie beispielsweise an der Aussprache und um mir vielfältigere Lexik anzueignen.
Die Zeit als Au-Pair hat mir dabei auch geholfen sowie das Zusammenleben mit der Gastfamilie, da man im Familienleben eingebunden war. In der Gastfamilie habe ich nicht nur englische, sondern auch amerikanische Bräuche und Feste kennengelernt (beispielsweise Thanksgiving), da meine Gastmutter aus Amerika war. Außerdem war ich bei Festen wie der Bonfire Night dabei oder auch bei einem Bake off und konnte dort viele köstliche Gebäcke probieren. Auch die feinen Unterschiede in der Kommunikation (z.B. Direktheit), im alltäglichen Leben oder sozialem Miteinander waren mir dadurch zugänglich, dass ich mit der Familie zusammengelebt habe und zur Sprachschule gehen konnte, wodurch ich viel Neues dazulernte.
Des Weiteren war diese Auslandserfahrung auch lehrreich, da ich meine eigene Kultur, Art der Kommunikation oder soziale Interaktionen aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen lernte sowie das kritische Betrachten oder Hinterfragen der eigenen Haltungen und Kultur. In der Sprachschule konnte ich zudem viele Menschen aus verschiedenen Ländern kennenlernen, die mit mir den Unterricht besuchten, wie z.B. aus Frankreich, Südkorea, Norwegen, Italien, Spanien und Saudi-Arabien. So konnte ich weitere Kontakte zu Menschen aus verschiedenen Kulturen knüpfen. Hierdurch hat sich meine Perspektive auch weiterentwickelt, indem ich viel offener auf neue Leute zugehen konnte und auch andere Sichtweisen besser nachvollziehen konnte. Dies kommt mir nun insbesondere bei meiner Tätigkeit als Lehrerin zugute, um Emotionen und Ängste der SchülerInnen mit Migrationshintergrund besser zu verstehen und feinfühlig zu begegnen. Insgesamt bin ich sehr froh und dankbar die Erfahrungen im Ausland gemacht zu haben, da es nicht nur meine Sprachfähigkeit verbessert, sondern auch meinen Horizont und meine interkulturelle Kompetenz erweitert hat.