Die Kooperation mit der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest fand ausschließlich im Wintersemester 2020/2021 statt.
Onlinesemester an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest
Warum Onlineauslandssemester?
Es war für mich bis vor Kurzem noch ein Hin- und Herüberlegen, ob ich trotz meines schon weit vorangeschrittenen Studiums noch ein Semester im Ausland einlegen möchte. Die Entscheidung wurde mir durch die Corona-Krise gewissermaßen genommen, und vermutlich hätte ich zum jetzigen Zeitpunkt auch eher zu einem Nein tendiert. Umso gelegener kam dann die Möglichkeit, die das IDEAS Projekt gefunden hat, um auch unter diesen Umständen den ein oder anderen Einblick in eine ausländische Universität zu gewährleisten. Man kann sicher behaupten, dass Auslandserfahrung und interkulturelle Kompetenz insbesondere dadurch zustande kommen, dass man sich in das Leben in einem anderen Land integrieren muss, dort Freundschaften schließt, Plätze erkundet, die jeweilige Landessprache lernt und all diese Dinge tut, die über das reine Studieren hinausgehen.
Dennoch hat auch das Teilnehmen an Online-Seminaren hier einiges zu bieten, was mir im Voraus gar nicht in diesem Maße bewusst gewesen ist.
Das Seminar
Ich habe in den vergangenen Wochen am Seminar „Deutsch-ungarische Literaturbeziehungen“ an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest teilgenommen. Das Seminar fand im Rahmen der Germanistik statt und wurde komplett auf Deutsch durchgeführt. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, da die Universität ein sehr breites Programm an Veranstaltungen bietet. Die Wahl fiel dann darauf, weil ich mich zum einen nach Ende meines Deutschstudiums noch nicht ganz von den Literaturveranstaltungen lösen wollte, und zum anderen erhoffte ich mir durch den interkulturellen Blick noch einmal eine neue Perspektive auf die deutsche Literatur zu bekommen und ungarische Autor*Innen kennenzulernen, die bisher in meinem Studium nur eine deutlich untergeordnete Rolle gespielt haben. Dabei wurde ich auch nicht enttäuscht. Der Dozent beleuchtete die Geschichte der ungarisch-deutschen Literatur von früher Neuzeit hinweg bis zu aktuellen Texten, wir beschäftigten uns beispielsweise mit den Aufzeichnungen von Helene Kottannerin, aber auch mit Autor*Innen der Gegenwart wie Terézia Mora und Hertha Müller. Der Dozent brachte viele historische Kenntnisse und viele mir neue Informationen in seine Veranstaltung ein und bewegte mich damit auch zum Kauf des ein oder anderen Buches. Das Seminar bot durch seinen inhaltlichen Fokus einen kulturell anders gefärbten Blick auf Geschichte und Literatur und sensibilisierte so auch für eine gewisse Multidimensionalität in diesen Themenbereichen. Zudem nutzte der Dozent die Interkulturalität im Seminar aktiv, indem er die deutschen Studierenden, insbesondere bei Themen, die einen Bezug zu deren jeweiligen Wohnort hatten, darum bat, ihr Wissen einzubringen. Zum anderen wurden auch die ungarischen Studierenden um kurze Inputs bei Themenbereichen gebeten, in denen sie schon Vorerfahrungen hatten. Insgesamt war es bisher ein sehr informationsreiches Seminar, das eine sehr hohe Bandbreite an Aspekten umfasste. Somit ist es zum einen der thematische und seminarbezogene Fokus, der positiv hervorzuheben ist, und der nur im Rahmen des Onlineaustauschs geboten werden konnte.
Auch lassen sich leicht positive Aspekte an der Online-Lehre insgesamt erkennen: Definitiv kann gesagt werden, dass die Onlineseminare mit einer gewissen Zeitersparnis einhergehen, da keine Wege nötig sind. Zudem pflegte der Dozent den Kerninput der Seminare aufzuzeichnen, und die Videos waren noch eine Woche lang für diejenigen abrufbar, die zum Seminarzeitpunkt verhindert waren. Zudem muss auch deutlich gesagt werden, dass man sehr selten die Chance bekommt, an einer ausländischen Universität zu studieren, ohne dafür selbst Geld aufwenden zu müssen.
Ausland erleben?
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der für Studierende häufig von besonderem Interesse ist, ist natürlich der Mehrwert fernab des Inhaltlichen. Hier sind mir einige sehr positive Dinge aufgefallen, die ich mit besonderem Nachdruck betonen möchte: Der Dozent gab sich große Mühe, den Studenten trotz der Umstände „nahe“ zu sein: Es regte auch persönliche Gespräche an und bat darum, über die aktuellen Lebensumstände im Land zu sprechen. So war doch auch ein gewisses Maß an kulturellem Austausch vorhanden.
Es war zudem leicht zu erkennen, dass dem Dozenten die Beziehungen der Studenten untereinander und die Eingliederung ausländischer Studenten sehr am Herzen liegt. Unter normalen Umständen werden vom Dozenten auch Treffen außerhalb der Seminarzeit organisiert, mindestens einmal fand dies auch dieses Semester statt. Auch über mein Seminar hinaus war der Kontakt mit den Mitarbeiter*innen der Universität sehr angenehm, unkompliziert und positiv. Das familiäre Miteinander und der freundliche Umgang sprechen in jedem Fall dafür, ein Auslandssemester an der ELTE in Erwägung zu ziehen.
Ich bin sehr dankbar für die Option, auf diesem bemerkenswert unkomplizierten Weg Einblicke in die Lehre einer anderen Universität bekommen zu haben. Zudem bekommt man zusätzlich das Gefühl, das Beste aus einer Zeit herausgeholt zu haben, die für den interkulturellen Austausch keine einfache ist.
Sina Hertwig
Onlinesemester an der HSE in Moskau
Mein Austausch über das IDEAS Projekt an die HSE Moskau war eine super Gelegenheit, Erfahrungen im Austausch mit internationalen Studierenden zu sammeln, ohne dafür das ganze Leben ins Ausland verlagern zu müssen. Ich hatte immer wieder überlegt mein Studium um eine (weitere) Auslandsstation zu ergänzen, war aber durch zu viele Dinge an meinen Studienort gebunden. Durch den Onlineaustausch hatte ich die Möglichkeit, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Es war sehr spannend, sich zu studienrelevanten wie alltäglichen Themen auszutauschen. Die Betreuung während des Projekts war von beiden Seiten perfekt und ich hatte immer die Möglichkeit, Unklarheiten schnell aus den Weg zu räumen. Ich kann jedem*r nur empfehlen, die Möglichkeit zu nutzen, derartige Auslandserfahrungen zu sammeln und von der herausragenden Koordination im IDEAS Projekt zu profitieren, um online oder in Präsenz interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und dabei den eigenen Studienhorizont um eine neue Perspektive auf das eigene Fach zu ergänzen.
Marin Schmid
Onlineseminar an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest und der UNSAM-Universität in Buenos Aires
Nach jahrelangem Studieren hatte ich das Bedürfnis, nun endlich fertig zu werden. Da ich jedoch ein Studium gewählt habe, das nur aus Sprachen besteht (Spanisch, Englisch und Deutsch als Zweit- und Fremdsprache), wollte ich auch gerne noch einmal ins Ausland, um die Sprachtheorie in die Praxis umzusetzen. Von daher war IDEAS für mich die perfekte Gelegenheit, beide Anliegen zu kombinieren. Klar, ein Auslandsaufenthalt wurde nicht ersetzt, aber dennoch konnte ich meine Fremdsprachen- und Kulturkenntnisse maßgeblich erweitern. Da mir das Programm so gut gefallen hat, habe ich an insgesamt zwei Seminaren teilgenommen: an einem Seminar über die Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache mithilfe digitaler Medien an der ELTE-Universität in Budapest und an einem Seminar über lateinamerikanische Gewaltliteratur an der UNSAM-Universität in Buenos Aires.
Das Seminar an der ELTE hat mir vor allem geholfen, Stolpersteine im Deutschen durch den Kontakt mit Lernenden aufzudecken. Meine ungarischen KommilitonInnen konnten mir nicht nur die Schwierigkeiten der deutschen Sprache zeigen, sondern gleichzeitig habe ich neue Ansätze und Unterrichtsmethoden kennengelernt. Didaktisch hat dieses Seminar meinen Horizont maßgeblich erweitert. Durch das Seminar der UNSAM konnte ich vor allem meine Sprach- und Kulturkenntnisse über Lateinamerika verbessern. Mithilfe authentischer Konversationen mit MuttersprachlerInnen war es möglich, meinen Blickwinkel auf das Thema Gewalt zu ändern und ich nutze diese Erfahrungen jetzt auch im täglichen Umgang mit Mitmenschen. Die Erkenntnisse werde ich definitiv auch in meinen Unterricht einbeziehen, denn rückblickend ist mir klar geworden, dass viele von uns eine Art von Gewalt in schulischen Kontexten erlebt haben. Durch beide Seminare hat sich mein Blickwinkel auf das Zusammenleben und Agieren in (unterrichtlichen) Kontexten erweitert, denn allein durch den Austausch mit Menschen verschiedener Kulturen bin ich sensibler und empathischer geworden.
Ich möchte eine Teilnahme an den IDEAS-Seminaren auf jeden Fall weiterempfehlen und bin der Meinung, dass Projekte dieser Art nicht nur an der FSU, sondern auch deutschland- und weltweit gefördert werden sollten. Die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, haben mich persönlich weitergebracht und ich bin mir sicher, dass alle Teilnehmenden genauso von den Seminaren und den damit verbundenen kulturellen Austausch profitieren wie ich. Letztendlich bieten Online-Seminare in Kooperation mit ausländischen Universitäten jedem die Gelegenheit, Interkulturalität und Diversität zu erfahren, selbst wenn man persönlich nicht - aus Zeit-, Geld- oder anderen Gründen - die Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen.
Alexandra Funk
Erfahrungsberichte der Onlineseminare im WS 2020/2021
Präsentationen aus der Onlinekonferenz am 04.03.2021
Wollen Sie mehr erfahren? Dann können Sie sich in den Präsentationen darüber informieren, welche Erfahrungen Studierende während ihres Onlineauslandssemesters an den Partneruniversitäten sammeln durften. Von Informationen über die Partneruniversitäten bis hin zu individuellen Erfahrungswerten erhalten Sie einen persönlichen Einblick in die außergewöhnlichen Erlebnisse der Teilnehmenden.
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ELTE Präsentation 1
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ELTE Präsentation 2
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HSE Präsentation 1
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HSE Präsentation 2
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UdeM Präsentation
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ELTE Präsentation 1