Gardabaer, Island (international)

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International School of Iceland, Gardabaer, Island (Biologie/ Geschichte)

Blick auf den Berg Esja

Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: August 2023 - Januar 2024 (WiSe 2023/24) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandspraktikums

Ich kontaktierte die Schule Anfang Dezember 2022 über die Schulwebseite kontaktiert mit einem kurzen Anschreiben, meinem Lebenslauf und einem Motivationsschreiben. Nach ein paar Tagen erhielt ich eine E-Mail von der Praktikantenkoordinatorin, und wir vereinbarten einen Termin für ein Videointerview zum näheren Kennenlernen. Am Ende des Interviews bestätigte die Schule meine Bewerbung und setzte eine Frist bis Ende Februar, um mein weiteres Interesse zu bestätigen und mir Zeit für die Beantragung eines Stipendiums für meinen Aufenthalt in Island zu geben.

Für meinen sechsmonatigen Aufenthalt war kein Visum erforderlich; ich musste lediglich ein polizeiliches Führungszeugnis beantragen und überprüfen, ob mein Reisepass noch gültig war.
Meine Impfungen hatte ich zuvor auffrischen lassen, was jedoch nicht explizit von der Schule gefordert wurde.
Eine Reiseversicherung besorgte ich mir über meine Krankenkasse (KKH). Keine weiteren behördlichen Gänge oder
bürokratischen Erledigungen waren notwendig.

Mein Hinflug kostete etwa 200€. Ich buchte ihn Anfang März direkt über Opodo, nachdem alles bezüglich Schule und Stipendium geklärt war. Geflogen bin ich mit Iceland Air, für den Rückflug nutzte ich FlyPlay, die andere isländische Airline. Beide Flüge buchte ich über Opodo. Mein Hinflug war vier Tage vor Beginn des Praktikums, um noch etwas Zeit zum Einleben und Reisen zu haben. Der Rückflug im Januar war mit 150€ deutlich günstiger, was auch daran liegt, dass Flüge im Januar/ Februar generell günstiger sind.

Es ist ratsam, an ordentliche Wanderschuhe und richtige Wanderhosen zu denken, da das Wetter schnell umschlagen kann und sehr extrem sein kann. Nicht zu vergessen sind Badekleidung für die heißen Quellen und die ausgeprägte „Thermen“- Kultur in Island. Ich war auch für den Schwimmunterricht an der Schule miteingeplant, weswegen das ein Muss war.

Das Schulhalbjahr begann Ende August mit einer dreitägigen Einführung und Programmen; der erste reguläre Schultag war der 4. September. Mein Praktikum startete bereits Mitte August mit einer zehntägigen Vorbereitungswoche, was den Einstieg erleichterte. Man lernte bereits die Kollegen kennen und wurde gut eingearbeitet und vorbereitet. Das Schuljahr beginnt jedes Mal leicht unterschiedlich, da immer ein neuer Kalender entworfen wird.

Adapter oder ähnliches sind für Island nicht notwendig. Es gibt die Möglichkeit privat Sprachkurse zu belegen, die nicht sonderlich teuer sind. Allerdings sollte man bedenken, dass Isländisch eine sehr schwierige Sprache ist und sich trotzdem deutlich von nahverwandten Sprachen wie Dänisch oder Norwegisch unterscheidet.

Unterkunft

Ich wohnte in einem Haus mit fünf Mitbewohnern in der Nähe der Universität Islands (Háskóli Íslands). Das Stadtzentrum war 15 Minuten zu Fuß, das Meer und ein großer Park mit See jeweils einen Kilometer entfernt erreichbar. Mehrere Bushaltestellen lagen in einem Umkreis von 10 Gehminuten. Die Schule befand sich außerhalb Reykjaviks in Garðabær, war aber gut mit der Linie 1 in 20 Minuten, ohne Umsteigen, plus einem 7-minütigen Fußweg erreichbar.

Die Mieten in Island sind hoch; als Praktikant hatte ich keinen Zugang zum Studentenwohnheim der Uni und zahlte 950€ monatlich für ein 7qm kleines Zimmer in einem Altbau. Das Haus verfügte über ein großes Wohnzimmer und Küche, einem Bad mit Waschmaschine, zwei Toiletten und einem Garten. Mein Zimmer lag zur Hauptstraße zugewendet, an den Lärm gewöhnte ich mich schnell. Durch die nicht voll funktionierende Heizung in meinem Zimmer und einem Fenster mit Einzelverglasung das nicht dicht schloss, war es entsprechend kalt und zugig, aber auch daran gewöhnte ich mich gut. Ich war mit dem Zimmer zufrieden, vor allem wegen der Lage und weil es preislich schwer ist, in Island günstiger zu wohnen. Die Wohnung fand ich über „housinganywhere“.
Alternativ könnte man es auch über Facebook Gruppen versuchen oder wenn man Kontakte in Island hat. Die Schule bot Unterstützung bei der Wohnungssuche an und hätte vorübergehend Unterkunft geboten, falls ich erst ab September eine Wohnung gefunden hätte.

Finanzen

In Island ist alles sehr teuer. Abgesehen von der Miete habe ich in sechs Monaten etwa 4000€ ausgegeben, hauptsächlich für Lebensmittel. Man lernt schnell, wo und wie man so günstig einkaufen kann. Die Supermärkte Bonus und Krónan sind hier die beste Wahl, dort waren die Kosten nicht viel höher als in Deutschland. Das Geld deckte auch eine Fitnessstudiomitgliedschaft (Rebook Fitness ist die günstigste Kette), mehrere Ausflüge, sonstige Freizeitaktivitäten und Einkäufe für mich sowie Geschenke für Familie und Freunde ab. Ein Monatsticket für den Bus kostet etwa 50€ (9.100 ISK).

Ich nutzte das Erasmus+-Programm für finanzielle Unterstützung, was die Lebenshaltungskosten abdeckte, abgesehen von der Miete. Auslands-BAföG ist ebenfalls eine Option; ich beantragte es nicht, aber die andere Praktikantin erhielt es. Zusätzlich bot die Schule Möglichkeiten, durch Kinderbetreuung und das Einräumen sowie den Aufbau von IKEA-Möbeln im neuen Schulgebäude Geld zu verdienen. In Island wir selten mit Bargeld bezahlt; Zahlungen erfolgen meist mit Karte oder Handy. Mit meiner EC-Karte von der Sparkasse gab es dank direkter Umrechnung von ISK in Euro ohne Gebühren keine Probleme.

Leben an der Schule

Zu Beginn des Praktikums wurde ich organisatorisch von der Praktikantenkoordinatorin unterstützt, ab Schulbeginn dann von den Lehrkräften, bei denen ich im Unterricht mitwirkte. So hatte ich mehrere Ansprechpartner bei Problemen oder ähnlichem. Während der Vorbereitungswoche wurde ich gut eingearbeitet, der Rest ergab sich durch die Praxis im Unterricht.

Ein typischer Praktikumstag begann um viertel neun, der Unterricht startete um 8:40 Uhr. Die Zeit von 08:20 bis 08:40 Uhr war für Advisory reserviert, an dem ich nicht teilnehmen musste und die ich für Vorbereitungen nutzte. Es gab eine Frühstückspause von 10:00 bis 10:20 Uhr und eine Mittagspause von 12:25 bis 13:00 Uhr. Der Unterricht endete in der Regel um 14:10 Uhr, an langen Tagen um 15:00 Uhr. Zweimal wöchentlich übernahm ich die Aufsicht, während der Pausen und hatte zwischendurch Freistunden.

Flexibilität war erforderlich, da gelegentlich Kollegen ausfielen und ich einspringen musste. Diese Flexibilität war lehrreich und bereitete einen gut auf das spätere Berufsleben vor. Das Team vertraute mir schnell viel Verantwortung an, was meine persönliche Entwicklung förderte.

Die Schule hatte etwa 120 Schüler von Kindergarten bis zur 10. Klasse, ohne Parallelklassen und mit einigen altersübergreifenden Klassen. Die Atmosphäre im Kollegium war sehr familiär; man unternahm auch privat einiges miteinander. Besondere Anlässe, wie das ein Weihnachtsessen, wurden gemeinsam mit dem gesamten Kollegium gefeiert. Mit der anderen Praktikantin, die auch aus Deutschland kam, aber nicht von der Uni Jena, unternahm ich auch sehr viel gemeinsam in der Freizeit.

Die Schule war technisch sehr modern ausgestattet mit schnellem Internet, Chromebooks für alle Schüler, Bildschirmen in jedem Klassenzimmer und MacBooks für die Lehrer. Ich nutzte meinen eigenen Laptop und war in den Google Classrooms der Klassen aktiv, in denen ich unterrichtete oder assistierte. Die Google Classrooms dienten als digitale Klassenzimmer wo die Materialien und Aufgaben für die Stunde hochgeladen wurden. Ich war stets in einer unterrichtenden oder assistierenden Rolle eingebunden und saß nie nur hinten im Klassenzimmer. Von der ersten Woche an übernahm ich bereits eine eigene Klasse im Fach Science. Co-Teaching war Standard, sodass immer mindestens zwei Lehrkräfte anwesend waren.

Nach der Schule gab es die Möglichkeit, Arbeitsgemeinschaften anzubieten. Ich hatte Zugang zu allen Lehrmaterialien und nahm an
den wöchentlichen Lehrerkonferenzen teil, wo Weiterbildungen und neue Methoden, besonders im Bereich KI, vorgestellt wurden.

Freizeit

Ich nahm an mehreren kleinen Klassenfahrten und Trips nach Reykjavik, darunter auch dem Naturkundemuseum Perlan, teil. Die Praktikantenkoordinatorin organisierte auch mit uns einige Wandertouren am Wochenende. Ein absolutes Highlight, was auch touristisch relativ unbekannt ist, war für mich die Reykjanes-Halbinsel zu entdecken. Sie bietet alles, was Island hat; von Vulkanen zu Wasserfällen, heißen Quellen und der Trennung der Kontinente, was alles nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegt.

Ich persönlich habe den Westen und Süden Islands an Wochenendtrips ausgiebig erkundet. Ein Highlight für mich war die Fahrt zum Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, mit Wanderung auf dem Gletscher und Erkundung einer Gletscherhöhle. Gleich in der Nähe war der berühmte Diamond Beach, wo das Eis des Gletschers ins Meer hinaustreibt.

Landestypisches Essen gab es oft in der Schulkantine, wo ich als Praktikant kostenlos Mittag essen konnte. Da gab es vorwiegend Fiskibollur, „Kabeljaufischbällchen“, wenn man Fisch mag, ist es lecker. Was typisch-isländisches Essen angeht, habe ich fast alles gegessen was möglich war, von Grönlandhai zu Trockenfisch, Finnwal und Lamm. Besonders Trockenfisch ist zu empfehlen, wenn man gerade nichts andres da hat und einfach nur satt werden möchte.

Allgemein

Auf alle Fälle sollte man sich sofort eine Monatskarte für den Bus kaufen, das funktioniert alles per Handy über die Klappid-App. Ich persönlich war oft mit anderen unterwegs, die Autos hatten, mit Reisebussen oder habe mir selbst ein Auto gemietet. Allgemein kommt man ohne Mietwagen nicht weit aus Reykjavik raus und ist darauf sehr angewiesen, wenn man längere Trips durch das Land unternehmen möchte. Das Auto mieten funktioniert alles sehr einfach und problemlos, es gibt mehrere Anbieter.

Man sollte auf alle Fälle vorher sich auch etwas an Geld ansparen, da Island wirklich sehr teuer ist. Ich habe mein Semester vor dem Praktikum beispielsweise gearbeitet und so viel gespart wie möglich und war. Am Ende war ich trotz Erasmus Stipendium und kleiner Verdienste an der Schule zusätzlich auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen.

Das öffentliche Verkehrsnetz ist in Island nicht gut ausgebaut, die einzigen zuverlässig pünktlichen Buslinien sind die 1 und 2. Nachts fahren keine Busse mehr und am Wochenende oder an Feiertagen auch nur in großen Abständen bis gar nicht. Jeder Isländer hat quasi ein eigenes Auto, der Nahverkehr wird nur von Ausländern/ Touristen und Schülern genutzt und ist dementsprechend mangelhaft ausgebaut.

Allgemeiner isländischer Tipp für die Gesundheit und den Vitamin D Mangel, den man im Winter hier bekommt: einen Teelöffel Lýsi-Fischöl jeden Morgen. Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass ich nie krank war oder Probleme mit der Dunkelheit hatte, andere die kein Fischöl tranken hatten da schon eher Schwierigkeiten.

Zusammengefasst war die Erfahrung an der International School wunderbar für mich. Es gab regelmäßige Highlights von interessanten Projektarbeiten, zu Besuchen von den Botschaften und Klassenfahrten. Die Internationalität der Lehrer- und Schülergemeinschaft war für mich auch eine einmalige Erfahrung.