Aabenraa, Dänemark (national + deutschsprachig)

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Deutsches Gymnasium für Nordschleswig, Aabenraa, Dänemark (Mathematik/ Biologie)

Abendrot im Hafen von Aabenraa
Abendrot im Hafen von Aabenraa
Foto: Johanna Wüst

Zeitraum:  Februar 2022 - Juni 2022 (SoSe 2022) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Kontaktaufnahme mit der Schule erfolgte im Januar 2021 durch eine E-Mail an den Rektor. Ich schickte neben der Anfrage für das WiSe 21/22 meine Bewerbungsunterlagen bestehend aus Anschreiben, Motivationsschreiben, Lebenslauf, Abiturzeugnis und einer aktuellen Leistungsübersicht mit. Binnen weniger Stunden wurde mir abgesagt, da bereits alle Praktikumsplätze vergeben waren. Zwei Monate später sendete ich eine erneute Anfrage für das SoSe 2022 und erhielt am nächsten Tag eine Zusage.

Glücklicherweise wurde ich von meinen Eltern nach Aabenraa gebracht, sodass ich mich in der Größe meiner Gepäckstücke nicht allzu sehr beschränken musste. Die An- und Abreise ist aber genauso gut mit dem Zug möglich, da man im günstigsten Fall nur zweimal umsteigen muss. Ich würde empfehlen, mit dem Zug bis nach Flensburg und anschließend vom Busbahnhof mit den Linien 110 und 220 mit Umstieg in Krusau bis nach Aabenraa zu fahren. Der nächste Bahnhof auf dänischer Seite befindet sich in Rødekro. Kauft man die Tickets bei der Deutschen Bahn, sind diese deutlich teurer, wenn man bis nach Rødekro fahren möchte. Allerdings ist die Reisezeit dann etwas kürzer als die empfohlene Variante über Flensburg. Je nach Buchungs- und Reisezeit zahlt man zwischen 30-100€ für ein Ticket.

Ich reiste zwei Tage vor Praktikumsbeginn an, um mich in meiner Unterkunft einzurichten und am nächsten Tag die Schule und das Kollegium kennenzulernen. Dafür vereinbarte ich im Voraus einen Gesprächstermin mit dem Schulleiter. Es gibt am DGN keine Winterferien im Februar und der Halbjahreswechsel (Zeugnisausgabe) erfolgt bereits mit den Weihnachtsfe- rien, da das Schuljahr schon Anfang August beginnt, sodass der Praktikumsbeginn im SoSe relativ flexibel gelegt werden kann.

Unabhängig vom Halbjahr in dem das Praktikum stattfindet, sollten Badesachen zum Schwimmen in der Ostsee und ein Laptop aufgrund des hohen Digitalisierungsgrads nicht fehlen! Blazer, Bluse, Hemd und Jackett müssen nicht unbedingt ins Gepäck, der Kleidungsstil der Lehrkräfte ist eher leger. Für das zweite Schulhalbjahr sollte allerdings ein schickeres Outfit eingepackt werden, wenn man zum Abiball und der Entlassungsfeier der Abiturient:innen gehen möchte.

Vor dem Aufenthalt einen Sprachkurs zu belegen, halte ich für sinnvoll, ist aber nicht zwingend notwendig. Leider wird momentan aufgrund zu geringer Nachfrage an der FSU kein Dänisch-Kurs angeboten. Die Unterrichtssprache ist deutsch, sodass Kenntnisse in Dänisch nur außerhalb des Schulalltags beim Einkaufen oder zur Freizeitgestaltung von größerer Bedeutung sind. Allerdings sprechen die meisten Dänen auch sehr gut Englisch.

Da am DGN zwar in deutscher Sprache, aber nach dänischen Lehrplänen unterrichtet wird, lohnt es sich, im Vorau bereits einen Blick auf diese zu werfen. Zu finden sind sie unter https://www.uvm.dk/gymnasiale-uddannelser/fag-og-laereplaner/laereplaner-2017/stx-laere- planer-2017, allerdings nur in Dänisch.

Unterkunft

Während meines Praxissemesters habe ich in einer WG im Tøndervej in Aabenraa gewohnt. Von dort war die Schule in 25 min zu Fuß oder 10 min mit dem Fahrrad erreichbar. In unmittelbarer Nähe befinden sich außerdem mehrere Supermärkte. Als besonders angenehm empfand ich den kurzen Weg zu einem nahegelegenen Waldgebiet sowie die fußläufige Erreichbarkeit des Sønderstrands. Die WG ist eine von zwei Wohnungen, die durch die Lokalzeitung „Der Nordschleswiger“ vermietet werden. Als Ansprechpartner:innen bezüglich der Vermietung stehen die Buchhalter:innen telefonisch und per Mail zur Verfügung, die sich auch bei auftretenden Problemen schnell um Lösungen bemüht haben. Beide WGs bieten Platz für bis zu drei Praktikant:innen und verfügen jeweils über eine modern eingerichtete Küche, ein kleines Bad und ein geräumiges Wohnzimmer mit Sitzecke. Die Zimmer sind zwischen 12-20 m2 groß und mit einem Bett (im Tøndervej 90 cm, im Farversmøllevej 140 cm breit), einem Schrank, Spiegel sowie Schreibtisch und Stuhl ausgestattet. Die monatliche Miete beträgt unabhängig von der Zimmergröße 270 €. Darin sind alle Nebenkosten z.B. für WLAN, Wasser, Strom und Nutzung der Waschmaschinen inbegriffen. Im Keller gibt es einen Waschraum, der für alle Mietparteien des Reihenhauses zugänglich ist, sodass man einige Tage im Voraus einen Waschtermin buchen muss.

Es gibt einige wenige Zimmer und Ferienobjekte in Aabenraa und Umgebung, die ich aber aufgrund des Preises nicht als dauerhafte Lösung empfehlen würde. Auch in Flensburg gibt es immer freie WG-Zimmer. Diese Option bietet sich allerdings nur an, wenn man ein Auto zur Verfügung hat, da die Fahrt mit dem Bus für eine Strecke über eine Stunde in Anspruch nimmt. Wenn du dein Praxissemester am DGN absolvieren möchtest, dir vorstellen kannst mit anderen Praktikant:innen in einer WG zu wohnen, ein möbliertes Zimmer suchst und ein Freund kurzer Wege bist, kann ich dir die WG des Nordschleswigers nur ans Herz legen!

Finanzen

Dänemark gehört zur EU, jedoch zahlt man in Dänemark in dänischen Kronen (DKK).
Um meine Zeit im Ausland zu finanzieren, habe ich mich für ein Stipendium im Programm „Lehramt.International“ beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) beworben. Hier sollte man sich im Voraus informieren, da es pro Jahr drei Bewerbungszeiträume je nach geplantem Praktikumsbeginn gibt. Auf der Webseite gibt es eine Tabelle, um die Höhe des monatlichen Stipendiums (+ einmaligen Reisekostenzuschuss) für verschiedene Zielländer einzusehen. Das DAAD-Stipendium von 1125 € (aktuell etwas niedriger) deckte meine monatlichen Lebenshaltungskosten in ausreichendem Maße. Leider ist in diesem Programm keine zusätzliche Förderung bzw. die Übernahme der Kosten für Sprachkurse vorgesehen.

Pro Monat kann man insgesamt mit Ausgaben in Höhe von 600-700€ rechnen, je nachdem wie man Freizeit und Wochenenden gestaltet. Lebensmittel sind in Dänemark deutlich teurer, besonders die Preise für Süßigkeiten sind aufgrund der Zuckersteuer deutlich höher.
Der digitale Fortschritt ist auch im Bereich der Zahlungsmodalitäten bemerkbar. In Dänemark wird kaum noch mit Bargeld gezahlt (außer das Mittagessen in der Schule und für Fahrkarten). Selbst kleinste Beträge beim Bäcker können kontaktlos mit Karte gezahlt werden. Das Mitnehmen einer Giro- oder Kreditkarte (vor allem, wenn diese das Zahlen und Abheben in fremder Währung gebührenfrei ermöglicht, z.B. die GenialCard der Hanseatic Bank) ist in jedem Fall empfehlenswert. Lediglich bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs hilft die Kreditkarte nicht weiter: hier muss man bar zahlen oder das Ticket bereits zuvor in einer App lösen (siehe Allgemeines).
Weiterhin gibt es den Trend, über die App Mobile Pay zu zahlen. Diese Möglichkeit kann ak- tuell jedoch nur als Zahlungsalternative genutzt werden, wenn man ein dänisches Konto und eine dänische Handynummer besitzt.

Leben an der Schule

Ich habe pro Fach jeweils mindestens eine Lehrkraft als Mentor:in zugeordnet bekommen, die mir in den ersten Tagen bei Fragen zur Schulverwaltungsplattform und bei der Zusammenstellung meines Stundenplans zur Seite standen. Ich hospitierte zunächst vorwiegend bei meinen Mentor:innen, jedoch boten mir auch alle anderen Fachlehrer an, mir ihren Unterricht anzuschauen. Das gesamte Kollegium ist sehr hilfsbereit und Praktikant:innen gegenüber aufgeschlossen. Durch die freundliche Aufnahme habe ich mich sehr schnell wohl- und als Teil des Teams gefühlt. Das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schüler:innen ist sehr vertrauensvoll, was u.a. am wertschätzenden, respektvollen Umgang miteinander liegt, durch das Duzen begünstigt wird, aber auch auf die geringe Schüler:innenanzahl zurückzuführen ist. Auch bestimmte Schulveranstaltungen wie ein gemeinsames Frühstück in der Aula und im Innenhof mit allen Schüler:innen und Mitarbeiter:innen am ersten Schultag trägt zu einem angenehmen Miteinander und einer guten Arbeitsatmosphäre bei.

An der Schule lernen ca. 180-200 Schüler:innen der Klassenstufen 11-13. Jede Stufe ist dreizügig. Eine Klasse besteht maximal aus 24 Schüler:innen, die Kurse sind aber oftmals aufgrund verschiedener Studienrichtungen mit unterschiedlichen Wahlfächern auch kleiner. Die Schüler:innen kommen zumeist aus der deutschen Minderheit in Süddänemark, der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein oder von Amrum und Föhr. Einige kommen aus anderen Regionen Deutschlands und wohnen im zur Schule gehörenden Internat.

Ein typischer Praktikumstag startet mit einem anregenden Gespräch und einer Tasse Kaffee im Lehrerzimmer. 8:10 Uhr beginnt die erste Stunde. Vormittags finden meist zwei Doppelstunden statt, zwischen denen es eine zehnminütige Pause gibt. Ein reichhaltiges Mittagessen (auch vegetarisch) gibt es in der halbstündigen Mittagspause für 25 DKK in der Cafeteria ab 11:30 Uhr. Der Unterricht endet nach sieben Stunden um 14:30 Uhr. Je nach Wochentag finden am Nachmittag AGs (z.B. Volleyball, Theater) oder Dänisch-Förderunterricht statt. Außerdem gibt es durch Schüler:innen geleitete Mathe-, Deutsch- und Dänisch-Cafés im Gruppenarbeitsraum, bei denen leistungsstarke ältere Schüler:innen bei Hausaufgaben oder Fragen helfen.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich an der Schule einzubringen. Viele Lehrkräfte boten mir an, fachfremd zu hospitieren, um verschiedene Lehrstile und Methoden kennenzulernen. Oft wurde ich auch um Feedback zu den hospitierten Stunden gebeten. Über das Schuljahr verteilt finden in den einzelnen Klassenstufen Kompetenztrainingswochen statt, in deren Planung man mitwirken kann. Ich habe mich vor allem auch außerunterrichtlich im musikalisch-künstlerischen Bereich eingebracht. Jedes Schuljahr wird im März ein größeres Musikwerk gemeinsam mit dem Sønderjyllands Symfoniorkester und anderen Schulchören einstudiert und mehrfach aufgeführt. Die Aufführung von Mozarts Requiem im Konzertsaal Alsion in Sønderborg war definitiv ein Highlight! Außerdem habe ich das Rahmenprogramm für die Entlassungsfeier der Abiturient:innen gemeinsam mit der „Lehrerband“ mitgestalten dürfen. Aber auch zahlreiche Schulveranstaltungen wie die Theateraufführungen im März, Frühlingskonzert und Kulturnacht sowie einen Spielenachmittag in der Cafeteria durfte ich erleben. Am DGN wird „hygge“ auf jeden Fall gelebt!

Freizeit

Meine Freizeit habe ich zum Teil gemeinsam mit meinen Mitbewohner:innen verbracht, die ein Praktikum beim Nordschleswiger und im deutschen Kindergarten in Aabenraa machten. Die Innenstadt ist nicht sehr groß und der Ort ist eher ruhig, es gibt aber eine sehr schöne Fußgängerzone mit vielen kleinen Geschäften, Bars und Cafés. Besonders schön sind der Hafen und der Strand.

Im Sommerhalbjahr gibt es aber doch einige regions- und landestypische Feste, die man nach Möglichkeit besuchen sollte. Jährlich wird auf dem Knivsberg das Knivsbergfest, ein Familien- und Sportfest von und für die deutsche Minderheit, gefeiert. Am 23.06. ist Sankt Hans Aften und überall in ganz Dänemark werden an der Küste große Feuer entzündet, um Mittsommer zu feiern. In Aabenraa wurden Feuer am Hafen und am Ruderclub angezündet. Ein Geheimtipp soll das Feuer auf Kalvø sein. Außerdem ist die Region für die Ringreiterspiele mit Wettbewerben und Paraden bekannt, die meist im Juli stattfinden und definitiv einen Besuch wert sind!

Für Wochenendausflüge bieten sich Besuche in Sønderborg (Dybbøl Banke, Hafen, Promenade und Schloss) und Flensburg (Rote Straße mit Hinterhöfen, Hafen) an. Wenn man ein Auto zur Verfügung hat, sollte man definitiv auch Ausflüge auf Rømø (Autostrand, Kirche, Küstenwälder) und Sylt (nördlichster Punkt Deutschlands, Wanderdünen, Rantumbecken) oder nach Ribe (Dom, Innenstadt) und Esbjerg (Mennesket ved havet) unternehmen.

In den Osterferien habe ich außerdem eine Woche in Kopenhagen verbracht. Die Zugfahrt dauert knapp drei Stunden, sodass sich ein Besuch auf jeden Fall auch für ein verlängertes Wochenende lohnt. Auch Aarhus soll sehr schön sein.
Typisch dänisch, aber vielleicht nicht jedermanns Geschmack: Lakritz, Hotdogs, Softeis und Smørrebrød!

Allgemein

Die WGs befinden sich beide im südlichen Teil der Stadt, aber die Schule ist in max. 30 min Fußweg zu erreichen. Ich habe allerdings auch ein Fahrrad von der Schule zur Verfügung gestellt bekommen, sodass ich innerhalb von 10 min vor Ort und auch in meiner Freizeit ein wenig mobiler war. Das vom DGN geliehene Fahrrad eignet sich jedoch nicht wirklich für Off- road-Touren im glazial geprägten, hügeligen Umland von Aabenraa!
Für Ausflüge im Süden Dänemarks kann man den öffentlichen Nahverkehr gut nutzen. Aller- dings ist man dann aufgrund der Entfernungen und des Tempolimits von 80 km/h auf Land- straßen auch eine Weile unterwegs. Folgende Apps sind hilfreich: Rejseplanen (Verbindungs- suche), Mobilbillet (Erwerb von Tickets des Sydtrafik) und DSB (ähnlich der DB Navigator-App für Zugreisen innerhalb Dänemarks).

Zu Beginn war das DGN nur mein Plan B, jedoch habe ich schnell gemerkt, dass ich für mich keine bessere Praxissemesterschule hätte finden können!